Vergleich: Fotos mit Zeiss (W) Tessovar und Stemi 2000-C

  • Hallo -

    Anlässlich der Anschaffung eines relativ neuen Stemi 2000-D zwecks Bereinigung meiner Ausrüstung habe ich mal einen unwissenschaftlichen Praxistest gemacht um dessen fotografische Leistung mit der meines relativ alten Tessovars zu vergleichen, das in mancher Hinsicht schon Kultstatus genießt.

    Eigentlich kann man die nicht vergleichen, denn beide Geräte sprechen einen anderen Nutzerkreis an.
    Ich verwendete eine Canon EOS 5D MkII auf 4080 x 2720 Pixel gestellt.
    Bei der Fotografie mit dem Stemi 2000 muss dessen Zwischenbild der Variooptik (0,63-7,7x) mit einem 2,5x Projektiv vergrößert werden, um das Kleinbildformat auszufüllen, beim Tessovar (0,63-6,3x) kann ich direkt auf den Chip projizieren. Beim Stemi 2000 habe ich die Unterlage um 5,5°geneigt um den schiefen Strahlengang des Greenough-Systems auszugleichen.

    Als schwieriges, kontrastreiches Objekt diente ein Halbleiterwafer mit kleinen IC-Schaltungen von 1,7 mm Kantenlänge. Ich habe mir mit der Belichtung und dem Ausschnitt keine besondere Mühe gegeben - man sieht den Unterschied auch so!

    Hier zunächst Ausschnitte bei Vergrößerung von etwa 3:

    Zentrum mit Stemi 2000:


    Zentrum mit Tessovar


    Linke obere Ecke mit Stemi 2000


    Linke obere Ecke mit Tessovar

    Danach Ausschnitte bei Vergrößerung von etwa 6,4


    Zentrum mit Stemi 2000


    Zentrum mit Tessovar


    Linke obere Ecke mit Stemi 2000


    Linke obere Ecke mit Tessovar.

    Wie gesagt - der Vergleich ist wegen der zusätzlichen Nachvergrößerung des Stemi2000-Zwischenbildes ungerecht, auch hat es einen wesentlich größeren Zoombereich aber schließlich war es wie das Tessovar ursprünglich ebenfalls für das Kleinbildformat bestimmt!
    Auffällig ist beim Stemi besonders die blaue Überstrahlung an den Kanten, während beim Tessovar der Kontrast geringer ist (dem Alter geschuldet?). Die Auflösung scheint gleich zu sein. Wenn man einen Geldschein fotografiert, sieht man übrigens kaum Unterschiede!

    Viele Grüße

    Rolf

  • Hallo -

    die Beleuchtung war China-Ringlicht und die Kamera stand auf 7000° K.

    Man muss natürlich bedenken, dass auch von den Fotos mit dem Stemi 2000 problemlos ein DIN A4-Abzug möglich wäre ohne dass die Säume besonders auffallen, insofern reicht es bei mir für alle Dokumentationszwecke. Bei meinem Stemi IV bin ich die Säume auch gewohnt, aber das ist ja ein Teleskoptyp und der bietet ohnehin durch den peripheren Strahlengang keine Spitzenqualität. Vergleichsfotos wollte ich nicht machen, da ich hierfür keinen Fototubus mehr habe.

    Auf jeden Fall können wir feststellen, dass die Technik aus dem Jahre 1999 derjenigen von 1969 nicht überlegen ist.

    Viele Grüße

    Rolf

  • Na klar - was sonst? Die Frage war ja nur wie sich das jeweils bei der schnellen Arbeit in der Praxis auswirkt und welche Unterschiede zwischen den beiden völlig verschiedenen Modellen bestehen!

  • Hallo Rolf,

    meistens können Chromatische Aberration recht leicht mit dem RAW Konverter beseitigt werden. Diese Konverter können für unterschiedliche [lexicon='Objektive',''][/lexicon] unterschiedliche Algorithmen verwenden. Damit kannst Du die Unterschiede zwischen den Modellen ausgleichen.

  • Hallo Rolf.
    Ein recht eindeutiges Ergebnis. Könnte der Saum auch daran liegen, daß der Tubus beim Stemi gekippt ist? Bei Stemis mit Teleskop/Fernrohr-Prinzip sogar gekippt auf/durch die Objektivlinse schauen. Dadurch gäbe es einen Prismen-Effekt und dadurch eine sehr deutliche CA.

    Liebe Grüße Jorrit.

  • Hallo Jorrit -

    die Fehler des Teleskoptyps sind mir klar, ich habe u.a. ein Stemi IV: Man schaut etwas schief durch die Peripherie des Hauptobjektivs und das resultiert in typischen Farbfehlern, die aber über das ganze Bild gleich sind, z.B. haben alle schwarzen Strukturen immer links einen blauen und rechts einen grünen Saum. Das könnte z.B. eine Softwarekorrektur schwer machen, diese ist m.W. mehr für den folgenden Fehlertyp geeignet, bei dem sich die Fehler zur Peripherie hin verstärken.

    Das Stemi 2000 ist vom Greenough-Typ, d.h. beide Strahlengänge sind voneinander getrennt und schauen um 5,5° verkippt auf das Objekt, sind aber innerlich symmetrisch aufgebaut. Dieses Stemi fotografiert durch den rechten Strahlengang in den ein Spiegel eingeschwenkt wird. Deshalb habe ich für die Aufnahme eines planen Objektes die Auflageplatte links angehoben, sodass sie eine Neigung von 5,5° hat. Wenn man dies nicht macht, wird nur die Mittelzone des Bildes scharf, die linke und rechte Seite sind defokussiert.
    Die Bildfehler treten in diesem Fall radiärsymmetrisch auf. In der Bildmitte zeigen sich beim Stemi 2000 blaue Säume rings um weiße Strukturen, zum linken Bildrand hin gibt es an der Grenze zwischen Weiß und Schwarz einen blauen Saum Richtung Bildmitte und einen gelbgrünen Richtung Bildrand.
    Das Tessovar ist hingegen zumindest in der Bildmitte fehlerfrei, am Rand zeigen sich bei der stärksten Vergrößerung (6,3) auch hier blauviolette Säume, die subjektiv allerdings etwas schwächer scheinen als beim Stemi 2000.

    Im übrigen bin ich für meine Zwecke völlig zufrieden und beschränke mich bei der Bildbearbeitung auf Kontrastkorrektur und (selten) Weißabgleich - für mehr bin ich zu faul und zu müde.

    Viele Grüße

    Rolf

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jorrit,

    Ist es optisch durch die [lexicon='Okulare',''][/lexicon] besser als mit der Variooptik?

    das wäre mal ein Ansatz, ein Okular als Lupenobjektiv einzusetzen. ;)
    Sollte man aber nicht publik machen, sonst fangen die Leute noch an, die Okularstutzen abzusägen. ;(

    VG
    Bernd

  • Hallo Jorrit -

    durch das Okular sieht das Objekt sehr knackig und überzeugend aus und man hat überhaupt nichts daran auszusetzen.

    Für mich überraschend war aber die Tatsache, dass im Zeiss-Shop noch ein überständiges Stemi 2000 angeboten wird und in der Beschreibung von einer "apochromatischen Optik" die Rede ist!
    Aber da kommt mir eine neue Idee! Vielleicht taugt ja die Linse in dem 2,5x-Adapter nichts, das separate Projektiv P 2,5x (45 60 21) ist wesentlich aufwendiger gebaut wie ich gerade festgestellt habe.

    Viele Grüße

    Rolf

  • Hallo Rolf.
    Ich würde jede Komponente seperat prüfen. Bei deinem Stemi geht das ja ganz gut. Bei einem mit Trommel und Galilei-Prinzip sind ja noch mehr Zwischenoptik-Teile im Strahlengang. Da ist es schon schwer, Fehler zu finden. Z.B. eine dejustierte Linse in der Trommel. Das war sehr fummelig, als ich mein Olympus Stemi mit 3x Strahlengängen und daher 6x Linsen pro Trommelstellung justiert habe, die auch noch in umgekehrter Richtung exakt stimmen mußten. Eine Gleichung mit x Unbekannten.

    Liebe Grüße Jorrit.

  • Hallo -

    nun habe ich mal als Vorlage einen Strichcode auf einer Eintrittskarte genommen, der im Gegensatz zu den reflektierenden Leiterbahnen auf dem Wafer eine "normale" scharzweiße Vorlage ist. Da treten diese blauen Säume bem Stemi 2000-Bild kaum mehr hervor. Sichtlich verträgt die Optik des Tessovars sehr starke Kontraste besser. Wenn ich jetzt die Bilder vergleiche sind sie praktisch gleichwertig, allerdings wirken die purpurnen Restfehler vom Tessovar bei der Schwarz-weiß-Wiedergabe etwas dezenter als die blauen beim Stemi. Anscheinend liegt die achromatische Korrektur bei den beiden Systemen etwas anders. Kann natürlich sein, dass bei einer Wiedergabe von farbigen Objekten dieser Eindruck anders ist.

    Viele Grüße

    Rolf

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