Reparatur & Wartung: Das Jung HN40 Mikrotom
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Los geht´s:
zunächst werden die beiden äußeren dicken Schrauben herausgedreht, diese halten die Bodenplatte und den dicken Bügel zusammen. Hierzu ist viel Kraft erforderlich. Dann wird vorsichtig die ganz große Schraube in der Mitte herausgedreht. Achtung: darunter ist eine Feder! Diese Schraube hält die Mikrometerschraube.
Die Bodenplatte kann nun abgenommen werden.
Dann die Mikrometerschraube VORSICHTIG herausdrehen und gut weglegen. Das Gewinde darf nicht beschädigt werden. Trotz des haarsträubenden Zustandes war das Gewinde hier noch in Ordnung.
Der angesammelte Dreck ist beachtlich. -
An der Unterseite der Bodenplatte werden nun alle anderen Schrauben herausgedreht und die Anbauteile können abgenommen werden.
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Die beiden Innensechskantschrauben, die die Platte mit dem Markierungsstrich halten, waren vermurkst und mussten ausgebohrt werden.
Die Bodenplatte wurde anschließend in kochender Natronlauge abgebeizt und danach mit Scheuermilch poliert, die übrigen Teile baden jetzt in Benzin.
Morgen gehts weiter.
Danke für´s lesen.Eine Bitte: Kommentare, Tipps und Ergänzungen sind wie immer willkommen. Da ich aber gern morgen an dieser Stelle weitermachen möchte und damit der Faden übersichtlich bleibt, schlage ich für Kommentare den Lackier-Faden im Biergarten vor.
Danke. -
Heute ging´s weiter:
Die Objektklammer mit dem Messingzylinder wurde aus dem Gusseisenbügel entfernt. Hierzu muss zuerst der Anschlagbolzen entfernt werden. Das geht nur, wenn die Halteschraube herausgedreht wird. Ein passender Bit und die Mini-Rohrzange halfen die Schraube zu lösen. Anschließend kann der Bolzen nach oben herausgehebelt werden. Auch hier war klebriges Fett ein großes Hindernis.
Der Messingzylinder war so festgeklebt, daß ich zu Holzkklotz und Hammer greifen musste.
Der Gusseisenbügel wurde auch mit Natronlauge abgebeizt, vorher wurde der innen sitzende Federbolzen entfernt..
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Hallo Hugo,
Ich sage nur: Spannend !
lg
Franz -
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Nun laßt doch den Hugo hier erstmal seinen Faden fertigmachen!
Außerdem glaube ich nicht, daß man mit einem Macbook dünne Schnitte herstellen kann. Falls doch, bitte zeigen!VG
Bernd -
Hier ein kleiner Zwischenstandsbericht:
Bodenplatte, Bügel und auch die Einstallplatte für den Vorschub sind wieder sauber. Dem Rohrreiniger sei Dank! Leider hat sich in der derzeit feuchten Luft sofort Flugrost gebildet...
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Um weiter machen zu können, musste ich heute wetterbedingt meine Outdoorwerkstatt aufgeben, denn es schüttet mal wieder.
Heute zeige ich euch einen Arbeitsschritt, der für Nichteingeweihte nur schwer lösbar ist: die komplette Zerlegung der "Vorschubeinheit".
Zunächst muss die Einheit wieder fest auf die Bodenplatte geschraubt werden.
Dann leisten ein 3mm Nagel ohne Spitze und Kopf und ein kleiner Gummihammer unschätzbar gute Dienste, denn sie helfen, die festgegammelte Scheibenmutter zu lösen. Zum Festziehen braucht man später nur den Nagel und die Finger!
Mit ein paar gezielten, festen Schlägen löst man die Scheibenmutter.
Nun kann man den Vorschubhebel abnehmen, das dicke Messinglager wird durch die 3 Schrauben von unten gehalten.
Überall findet sich grünes, klebriges Fett. -
Wenn wie in diesem Fall nötig, kann man nach Reinigung der Teile nun die Raste reinigen.
Zuerst wird die Rastnase abgeschraubt.
Dann schraubt man den dünnen Stift, der im Rand der dicken Rändelschraube sitzt, ab.
Nun kann man die dünne Rändelschraube herausdrehen, die dicke Rändelschraube ist nur aufgesteckt.
Jetzt noch die letzte Schraube rausdrehen: Achtung, dahinter sitzt, im fettigen Schmodder versteckt, eine Druckfeder und ein Bolzen. Zahnarztbesteck leistet hier wertvoll Dienste.
Der untere Teil ist nun komplett gereinigt, die Teile müssen "nur noch mal eben" lackiert, neu gefettet und wieder zusammengebaut werden. Das wird heute aber nichts mehr, denn lackiert wird draußen und da regnet es.
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Letzter Teil (wird auch Zeit!): Die Reinigung des Messingzylinders mit der Objektklammer.
Die Objektklammer mit dem Tablett darunter sitzt auf einem Kugelgelenk auf dem Zylinderrohr. Um diese Teile trennen zu können, sind die Stellschrauben, mit denen die Neigung der Objektklammer verstellt werden kann, heraus zu schrauben. Dies hatte ich schon ganz zu Anfang der Aktion gemacht.
Dann löst man die Arretierschraube mit dem Hebelgriff und dreht auf der Rückseite die Schlitzmutter heraus. Diese sitzt sehr fest!
ACHTUNG: Im Inneren des Zylinders sitzt auf der Schraube eine Hülse/Exzenterscheibe. Diese fällt beim Herausziehen der Schraube ins Innere des Zylinders. Nicht verlieren!
Der Zusammenbau dieser Teile ist später besonders spaßig....
Nun muss die winzige Madenschraube, welche die Zugfeder an der Objektklammer im Inneren des Zylinders festhält, herausgedreht werden. Unter dem ganzen Schmutz war sie schwer zu finden.Jetzt lassen sich Objektklammer und Zylinder trennen.
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Da ich die Objektklammer neu galvanisieren lassen möchte, muss diese von der Halbkugel herunter. Da hilft wieder der Gummihammer: Ein gezielter Schlag auf die Stange mit dem Loch (keine Ahnung wie das Ding heißt) "öffnet" sich in der Mitte der Klammer ein Deckel. Darunter ist eine Stirnlochmutter zu sehen, mit der die Stange befestigt ist. Das ist dann aber auch fast das letzte, was man noch auseinanderschrauben kann...
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Das Letzte:
Die aus dem Inneren des Zylinders herausgekullerte Hülse:
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So, danke an alle, die den Kampf gegen altes, grünes Fett, Öl und Wachsreste bis hierhin mitverfolgt und gelesen haben und denen dieser Beitrag gefällt. Ich hoffe, daß es mit meiner Dokumentation dem ein oder anderen auch gelingt sein Mikrotom wieder in einen Zustand zu versetzen, bei dem es Freude macht, mit dem Gerät zu arbeiten.
Gleichwohl ist dies nur eine Dokumentation und keine Anleitung und ich hafte nicht für irgendwelche Schäden, die anderen beim Nachmachen entstehen, denn:
Da das HN 40 und sein mir nicht namentlich bekannter Vorgänger, der sehr ähnlich aussieht (das Gestell ist m.W. deutlich höher) über einen sehr langen Zeitraum gebaut wurden, hat es viele Änderungen gegeben. INSBESONDERE sind beim Vorgänger einige LINKSGEWINDE verbaut worden! Sollte also eine Schraube mal nicht zu lösen sein, einfach mal in die andere Richtung drehen...
und: ich habe an mehreren Stellen Natriumhydroxid / Natronlauge / Rohrreiniger als Reinigungsmittel erwähnt.
Diese Chemikalie ist stark ätzend! Unbedingt Schutzkleidung, Chemikalienhandschuhe und vor allem Schutzbrille tragen!Den Zusammenbau des Sammelsuriums zeige ich auch noch. Das dauert aber ein Weilchen, denn die Teile müssen nicht nur gereinigt, sondern auch neu grundiert, lackiert und vernickelt werden.
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Hallo Hugo,
bis hierhin vielen Dank und ich warte gespannt auf die Bilder des Zusammenbaus.
VG
Bernd -
Hallo Bernd,
gern geschehen! -
Hallo Hugo.
Danke für deine schöne Dokumentation im Kampf gegen den grünen "Schmodder". Es ist wirklich befriedigend, wenn eine Mechanik wieder butterweich funktioniert und man weis, daß die ganzen alten Fett-Reste, Oxidationen, ... weg sind. Was mich wundert ist, daß oft so schlechte Fette verwendet wurden. Oft ist der Grund ja der, daß das Fett sehr langkettig und zäh sein muß. Andererseits gibt es Produkte, die mit besseren Schmierstoffen, ... ausgetattet wurden.
Und bei denen muß man quasi nie etwas reinigen.Die div. Dokumentationen und Anleitungen zeigen, daß man eventuell jeder mal bei seinem alten "Schätzchen" hinter die Kulissen schauen sollte. Und auf keinen Fall an einer Mechanik "rumwürgen" sollte, nur weil Sie nicht mehr funktioniert.
Liebe Grüße Jorrit.
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Hallo Hugo,
Danke für deine Beiträge.
Sehr Informativ und Ausführlich.
Echt Toll, da bekommt man wirklich sofort Lust die eigenen Geräte wieder zu beschraubenlg
Franz -
Gestern und heute habe ich die Mikrometerschraube mit dem großen Zahnrad gereinigt und vom vergilbten weißen Lack befreit. An sich nichts sehenswertes.
Das Kegelzahnrad ist nur mit den beiden Innensechskantschrauben befestigt und lässt sich nach Herausdrehen der Schrauben abnehmen. Das ist e
Eines erschließt sich mir aber nicht: Wie ist die Mkrometerschraube in dem großen Zahnrad befestigt?
Auch fest eingespannt lässt sich da mit der nicht geringen Kraft meiner Hände nichts drehen. Daher kam mir der Gedanke, daß die stählerne Schraube evtl. in den Messingteller hinein gepresst oder verschraubt + verklebt worden ist.
Geben die konisch angesenkten Bohrlöcher einen Hinweis auf das angewendete Verfahren?
Da alles sauber geworden ist und immer noch gut und ordentlich aussieht, werde ich an dem Teil jetzt nichts weiter unternehmen, sondern alles so lassen, wie es ist. Trotzdem wüsste ich gerne, mit was für einer Verbindung man es da zu tun hat. Ich bin auf dem Gebiet der Metallbearbeitung wahrlich kein Experte, so daß ich auf eben diese hoffe.
Das kleine Loch nahe der Schraube / Achse ist tatsächlich nur ein durchgebohrtes Loch, es befindet sich keine Madenschraube darin, wie ich zunächste vermutet hatte. Aber nach dem obligatorischen Natronlaugebad ließ sich problemlos eine aufgebogene Büroklammer durchschieben.
PS: Die Flecken auf der mattvernickelten Scheibe sind vom Waffenöl.
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