Hallo!
Hier der zweite Teil meiner Meteoriten-Dünnschliffdoku
Eindecken d. Schliffs
Das Eindecken des Schliffs erfordert wie auch das Kleben größte Sauberkeit, da im Polmikroskop Fasern und andere Verunreinigungen durch ihre Doppelbrechung bunt leuchtend hervortreten, was den Schliff deutlich entwertet. Daher Schliffoberfläche und Deckglas im Stereomikroskop auf Sauberkeit prüfen und wenn nötig mit Pinsel oder Druckluft reinigen. Ich decke die Schliffe mit Malinol oder Kanadabalsam ein. Deckgläschen verwende ich je nach Größe des Schliffs 21x26 und 24x32mm. Deckgläser mit den Maßen 28x32mm wären wünschenswert. Mit einer Präpariernadel verteile ich das Eindeckmittel etwas, damit das große Deckglas gleichmäßig erfasst wird und presse mit dem Griff der Nadel etwas an. Dann kommt der eingedeckte Schliff zum Trocknen bei 40° C auf die Heizplatte und wird in Ermangelung einer Presse mit einem Schraubensatz beschwert. Das überschüssige Eindeckmittel wird so herausgequetscht und macht eine ordentliche Reinigung später notwendig. Es bleiben jedoch praktisch nie Luftbläschen im Eindeckharz zurück.
BILD5
Das Reinigen ist eine mir lästige Tätigkeit, muss aber natürlich sein. Wenn der Balsam einigermaßen gefestigt ist, sodass das Deckglas stabil auf dem OT sitzt, wird mit Schneidfeder (aus dem Baumarkt) seitlich hervorgequollenes Harz entfernt. Jedoch Vorsicht auf das Deckglas. Wenn es nicht pressiert, dann lässt man nach dieser groben Reinigung den Schliff einige Tage zum weiteren Härten liegen. Schließlich mit Ethanol beträufeltem Tuch das Präparat säubern und mit Etikett beschriften. Auch wenn es nicht so professionell aussehen mag, aber ich beschrifte aus liebgewonnener Tradition immer händisch. Die Giessener OTs sind recht kurz und erlauben nur die Unterbringung weniger Information. Im Schleifprozess sind sie jedoch stabiler zu führen als das herkömmliche DIN-Format.
Nun ist der Schliff fertig und kann fotografiert, gezeichnet und ausgewertet werden.
BILD6 (Übersichtsbild des Meteoritendünnschliffs NWA 869)
Bei NWA 869 Tindouf handelt es sich um einen Gesteinsmeteoriten (Chondriten) der Klasse L5. NWA steht für Nordwestafrika, die nachfolgende Nummer 869 gibt Aufschluss über die Zugehörigkeit des Fragments zu einem bestimmten Meteoritenfall, da in Nordwestafrika natürlich viele Meteoriten aufgefunden worden sind. Der Fundort lag nahe Tindouf in Algerien. Von NWA 869 wurden sehr viele Fragmente gefunden, insgesamt mehrere Tonnen. Eine eingehende wissenschaftliche Untersuchung ergab, dass es ein L5-Chondrit ist (die vielen Proben ließen jedoch einen Verlauf von L4 bis L6 erkennen), ein sogenannter Low Iron-Chondrit mit 19-23% Eisenanteil. Die Bezeichnung L5 weist ihm innerhalb der Meteoritenklassifikation, die eine chemische und mineralogische Gliederung darstellt, einen bestimmten Platz zu.
Der verhältnismäßig hohe opake Anteil durch das Nickeleisen erschwert die fotografische Belichtung, sodass es durch die dunklen Anteile leicht zu Überbelichtung im transparenten mineralischen Anteil kommen kann.
Vergrößerung: 25x, XPL
Meteoritenklassifikation:
http://tw.strahlen.org/fotoatlas1/meteorite_chondrite.html
BILD7 (Mitte Pyroxenchondrum, außerhalb d. Chondrums Pyroxen- und Olivinkristalle in der Matrix)
Der gezeigte Meteorit besteht vorwiegend aus Olivinen (der im Schliff meist gelbe und bunte Anteil), dem Ortho-Pyroxen Hypersthen (grau bis bräunlich, gelbbraun), und in geringeren Anteilen aus Feldspat, Nickeleisen (letzteres opak) u.a. Infolge von Hochgeschwindigkeitskollisionen des Meteoritenmutterkörpers erscheint die Struktur des Schliffs unter dem Mikroskop durch Schockeinwirkung zersplittert und brekziös.
Vergrößerung: 63x, LPL
BILD8 – 15 Chondren
Bemerkenswert sind in einem Großteil der Steinmeteoriten die sogenannten Chondren (griech. = Korn), kleine Silikatkügelchen, vermutlich schnell erstarrte Schmelztröpfchen. Es gibt mehrere verschiedene Kategorien von diesen im Schliff sehr auffälligen Körnern. Auch NWA 869 enthält als L5 noch teilweise recht gut erhaltene Chondren, welche neben ihrer wissenschaftlichen Bedeutung in Bezug auf die Entstehung des Sonnensystems und der Klassifizierung der Gesteinsmeteoriten interessante Fotomotive ergeben.
8 fächerförmiges, exzentrisch-radialstrahliges Pyroxen-Chondrum (links unten ein Olivinkristall). Vergrößerung: 63x, XPL
9 Pyroxenchondrum mit parallel gelagerten Olivinbalken. Vergrößerung: 63x, XPL
10 Porphyrisches Olivinchondrum. Vergrößerung: 63x, XPL
11 Chondrum mit konfuser Strahlenanordnung. Vergrößerung: 63x, XPL
12 filamentartige Olivine in einem Chondrum. Vergrößerung: 125x, XPL
13 Olivinchondrum in vermutl. Glasmatrix. Vergrößerung: 125x, XPL
14 Zwei Balkenolivinchondren. Vergrößerung: 125x, XPL + Lambda/4
Viel Freude beim Betrachten der Bilder!
LG
Gerhard