Holzbestimmung mit dem Mikroskop: Gemeine Esche

  • Hallo zusammen,

    herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe meiner Holzbestimmungsserie!

    Dieses Mal hatte ich das Holz der Gemeinen Esche, Fraxinus excelsior, unter dem Messer.

    Anfang des letzten Jahres hatte ich beim Aufarbeiten von Brennholz in der mir zugewiesenen Fläche 2 kleine Bäume vorgefunden, welche von weitem erst nach Buchen aussahen, bei näherer Betrachtung jedoch nicht. Diese Bäume lagen schon einige Zeit, die Schnittfläche hatte sich sehr dunkel verfärbt. Zu meiner Überraschung zeigte sich beim Zerteilen des Stammes ein frisch aussehendes sehr helles Holz.

    Liegt Buche länger in der Rinde, also bleibt das Holz feucht, so bilden sich relativ schnell viele dunkle Stellen.

    Mir war sofort klar: Das ist ein Fall für die „mikroskopische Holzbestimmung“!

    Bei meiner kleinen Untersuchung konnte ich das Holz der Gemeinen Esche identifizieren.

    Ich bin später im Jahr noch einmal zu der Stelle gegangen und habe geschaut was dort wächst:

    Kleine junge Eschen!

    Es freute mich sehr Eschenholz gefunden zu haben, hatte ich doch vor kurzem ein ansprechendes Buch gelesen, in dem es um die Esche ging: „Der Mann, der einen Baum fällte und alles über Holz lernte“. „Ein Buch über das Glück des Holzhackens und über die heilende Kraft des Waldes. Eine sinnliche Reise, eine Rückbesinnung auf die Kraft der Natur und die Geschichte von einem Mann und seinem Baum.“, so ist es auf der Rückseite des Buchcovers zu lesen.

    Aufgrund seiner hohen Zug- und Biegefestigkeit wird Eschenholz seit langer Zeit sehr geschätzt.

    Leider kam es ab Anfang der 1990er Jahre zu einem großen Eschensterben, durch welches der Bestand enorm geschädigt wurde.

    Hier gibt es mehr über die Esche zu lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Esche

    Das Holz ließ sich gut schneiden und wie immer habe ich es mit Etzold blau gefärbt und in Euparal eingedeckt. Ich habe für meine Untersuchung Material aus einem 25 cm dicken Stamm genommen.


    Los geht’s:

    Querschnitt

    Zu sehen ist ein sehr deutlich ringporiges Holz mit sehr klar erkennbaren Jahresringgrenzen (JG). Die runden – bis ovalen, ab und zu verthyllten (Th) Frühholzgefäße (FG) sind bis 350 µm groß. Im Gegensatz dazu sind die sehr dickwandigen Spätholzgefäße (SH) relativ klein, bis zu 30 µm. Die Gefäße stehen oft in radialen Zweiergruppen zusammen. Wie man in der Übersichtsaufnahme bereits erkennen kann, sind Gefäße von axialem Parenchym (Pa) umgeben. Parenchym ist auch an der Jahresringgrenze vorhanden. Die Wachstumsrichtung in dem Bild verläuft von unten nach oben.


    Im folgenden Bild ein Blick auf die Jahresringgrenze. Entlang dieser verläuft ein dünnes Parenchymband, bezeichnet als apotracheal marginal.


    Gefäße sind von Parenchymzellen umgeben, dabei spricht man von einer paratrachealen vasizentrischen Anordnung. Ab und zu habe ich auch Parenchym in kleinen Nestern gefunden, welches nicht direkt mit Gefäßen in Verbindung steht, aber nur in deren Nähe.

    Was einem sofort ins Auge springt, ist das Aussehen der kleinen Spätholzgefäße, da diese sehr dickwandig sind.

    In der Ansicht sind die im Holzstrahlenparenchym sitzenden einfachen Tüpfel (ETü) deutlich auszumachen, da diese schön blau eingefärbt sind.


    In Q4 nun auch ein großes Frühholzgefäß mit dem scheidenhaft umgebenden Axialparenchym.



    Radialschnitt

    Hier fiel mir als erstes auf, dass das Holzgrundgewebe sehr dicht aussieht. Zum einen passiert dieses, wenn der Schnitt etwas zu dick ist, zum anderen aber auch, wenn es sich um Libriformfasern handelt, was beim Holz der Esche der Fall ist. Libriformfasern haben sehr dicke Wandungen. Hoftüpfel im Holzgrundgewebe konnte ich in keinen meiner Schnitte finden, was die Bestimmung des Holzgrundgewebes bestätigt.

    Links ist ein kleiner Holzstrahl zu sehen, auf welche ich im Tangentialschnitt noch einmal kurz eingehe. Vertikal verlaufen im Bild dünne Spätholzgefäße. Bei dem linken sieht man das die Gefäße umgebenden Parenchym, rechts in der geschnittenen Ansicht die einfachen Druchbrechungen (EDB).


    R2 ist ein mit Picolay erstellter Stack. Hier konnte ich sehr deutlich die einfachen Durchbrechnungen abbilden, sowie die Gefäße umgebenden vasizentrischen Parenchymzellen.



    Ein wichtiges Bestimmungsmerkmal sind die Kreuzfeldtüpfel (KTü), welche das Holzstrahlenparenchym mit den Gefäßen verbindet. Diese Fläche wird als Kreuzungsfeld (KF) bezeichnet. Die Tüpfel sind rund und klein (ca. 2 µm).

  • Tangentialschnitt

    In dieser Schnittrichtung lässt sich nun die Art des Holzstrahlenparenchyms gut erkennen.

    An dieser Stelle muss ich meinen Bericht verbessern (siehe Anmerkung von Bernd Miggel weiter unten):

    Ich hatte geschrieben, dass die Kantenzelle welche ich markiert habe, größer ist und deshalb der Holzstrahl als heterogen bezeichnet wird.

    Dieses ist nicht richtig.

    Erst einmal werden die Zellen der oberen und unteren Zellreihe im Holzstrahl als Kantenzellen bezeichnet. Besteht solch eine Zellreihe aus erheblich höheren Zellen als der Rest des Holzstrahls, bezeichnet man diesen als heterogen.

    Es handelt sich bei der Esche also um homogene Holzstrahlen. Die Holzstrahlen besitzen eine Breite von 1 – 3 Zellen, wobei letzteres deutlich überwiegt und ich konnte sie in einer Höhe von bis zu 20 Zellen finden. Die tangentiale Holzstrahlendichte beträgt 4 - 8 Strahlen/mm, in Abhängigkeit von den in der Fläche liegenden Gefäßen.


    Nachfolgend eine Ansicht mit vielen eingefärbten Tüpfeln in den Parenchymzellen. So sieht es im Eschenholz sehr oft aus.


    Meine letzte Aufnahme zeigt nun endlich die intervaskularen Tüpfel (IvTü), welche die Gefäße miteinander verbinden. Beim Eschenholz in wabenförmiger (alternierender) Anordnung. Hierbei handelt es sich um Hoftüpfel, wie man im Bild deutlich erkennen kann.

    Damit endet mein Bericht und wie immer freue ich mich über Anmerkungen.

    Einen schönen Sonntag

    Detlef

  • Hallo Detlev,

    Vielen Dank für die super Bilder. Bin ganz neidisch, da meine Wassertierchen (noch nicht) so toll bunt sind.

    Gruß aus Wien

    Jürgen

    PS: Mittlerweile sehe ich, Dank Deiner Bilder, Bäume mit anderen Augen....gerade das Birkensterben hier. Echt Schade, schöne Bäume....und ich habe im Weingarten einen Ebereschen Baum. Kennen die eigentlich nur als Busch aus Norddeutschland.

  • Hallo Jürgen,

    es freut mich, dass Dir meine kleinen Werke gefallen!

    Ja, wenn ich am Brennholz machen bin, stelle ich mir ebenfalls oft den dreidimensionalen Aufbau des Holzes vor.

    Birkensterben habe ich hier noch nicht gesehen, dafür aber ab und zu viele, viele Käfer. 8|

    Um Deinen Wassertierchen etwas mehr Farbe zu geben, da gibt es bestimmt die eine oder andere Lösung.

    Da fällt uns bestimmt was ein! ;)

    Gruß Detlef

  • Hallo Detlef,

    eine hervorragende Ausarbeitung!

    Sehr schön ist in Q2 das marginale Parenchymband (an der Jahresringgrenze) erkennbar. Es sind die blaugrauen Zellen mit den blauen Tüpfelchen. Ich habe das Parenchymband hier nochmal schraffiert wiedergegeben:

    Noch ein Punkt zur Klärung: Soweit es mir noch in Erinnerung ist, besitzt jeder Holzstrahl Kantenzellen. Sind sie im Tangentialschnitt gleichgroß wie die anderen Holzstrahlzellen, dann ist der Holzstrahl homogen, sind sie deutlich länger, dann ist er heterogen.

    Herzliche Grüße

    Bernd

    Wenn du in Schwung bist, gelingt dir alles!

  • Hallo Bernd,

    Danke für Deine Ergänzung!

    Dann habe ich mir das falsch beigebracht. Macht ja eigendlich auch Sinn, die Kantenzellen sind immer oben und unten an der Kante, bzw. begrenzen den Holzstrahl in vertikaler Richtung.

    Bezüglich der Größe ist der Zellen ist mir das schon klar.

    Die Esche hat fast nur gleichhohe Zellen im Holzstrahl, nur ein paar an den Kanten sind leicht höher.

    Würdest du den von mir gezeigten Strahl in T1 noch als homogen bezeichnen?

    Gruß Detlef

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