Eloxieren für Bastler

  • Hallo Leute,

    nach etwa 10 Jahren habe ich wieder mal etwas eloxiert. Hier zeige ich mal eins meiner Probestücke, später sind es dann richtige Werkstücke für ein Nichtmikroskopprojekt.
    Wenn's wer nachkochen will, hier das Rezept:

    Voraussetzung ist eloxierbares Alu. Unlegiertes Reinalu oder auch "Baumarktalu" ist dazu gut geeignet, hochlegierte Alulegierungen nur bedingt oder gar nicht. Übersicht z.B. hier.

    • Alu bearbeiten, Oberfläche sollte so schön wie nur möglich gefertigt werden, denn am eloxierten Teil sind alle Fehler zu sehen (feines Schleifvlies gibt eine schöne matte Oberfläche, sandgestrahlt sieht auch gut aus)
    • Vorentfetten mit Aceton (oder wässrig mit wenig Spüli oder verdünnter Sodalösung im Ultraschallbad).
    • Spätestens jetzt Handschuhe anziehen und Schutzbrille aufsetzen, um sich selbst und das Werkstück zu schützen! Fettige Fingerabdrücke verschlechtern das Endergebnis.
    • Beizen mit 5-10%iger Natronlauge unter Sichtkontrolle (wenige Minuten reichen meist). Es entsteht Wasserstoff, der bei kleinen Teilen und ausreichender Lüftung kein Problem ist, jedoch sollte keine Zündquelle in der Nähe sein. Daneben kann das entstehende Aerosol die Atemwege reizen. Also nicht unbedingt die Nase hineinhalten.
    • Spülen mit Aqua dest.
    • Titan- oder notfalls Aludraht (in Schritt 4 mitbeizen) so am Werkstück befestigen, dass ein guter elektrischer Kontakt besteht. Mein Titandraht hat ca. 0,4 mm Stärke.
    • Schwefelsäure (günstig als z.B. Batteriesäure oder pH-Senker für Pool zu haben) auf ca. 15 bis max. 20% durch langsames Zugeben zu Aqua dest. verdünnen und abkühlen lassen auf Raumtemperatur. Immer die Säure in das vorgelegte Wasser geben!
    • Als Kathode (Minuspol) verwende ich eine Graphitplatte, die Anode (Pluspol) bildet das Werkstück, daher auch Anodisierung genannt. Es geht auch Blei oder Alu als Kathode.
    • Behälter kühlen. Bei höherer Temperatur wird das Eloxierergebnis schlechter. Ich stelle dazu den Behälter ins Waschbecken mit kaltem Wasser, das reicht bei kleinen Stücken. Man kann auch von außen mit Eis kühlen.
    • Werkstück einhängen und pro 100 cm² Oberfläche mit 1,5 Ah anodisieren. D.h. Werkstückoberfläche in cm² berechnen, dividiert durch 100 mal 1,5 ergibt die Stromstärke, die man 1 h anlegen muss. Bei weniger Stromstärke, muss entsprechend länger Strom fließen. Ich verwende dazu ein Labornetzteil mit einstellbarem Strom. Spannung auf Maximum, Strom einstellen. Es gilt auch hier das Ohmsche Gesetz U=R*I. Bei schlechter werdendem Kontakt steigt daher die Spannung an, bis die maximale Spannung erreicht ist, dann fällt die Stromstärke. Nach und nach wir die Oberfläche etwas gelblich. Es entsteht wieder etwas Wasserstoff und Aerosol!
    • Werkstück herausnehmen und sofort mit Aqua dest. spülen. Strom abschalten.
    • Färben in Eloxalfarblösung bei 50°C, je nach Farbintensität etwa 2 bis 20 min.
    • Spülen mit Aqua dest. und Prüfen des Ergebnisses. Hier kann man die Eloxalschicht noch gut entfernen, wenn etwas schief gegangen ist => zurück zu 4.
    • Verdichten durch 1h Kochen in Aqua dest. Damit wird die Festigkeit der Oberfläche erreicht.

    Titandraht, Graphitplatte und Eloxalfarben gibt es z.B. bei Amazon. Natriumhydroxid und Schwefelsäure sind ebenfalls in Haushaltsmengen günstig erhältlich (Stichwort Seifenherstellung, Poolchemie, Batteriesäure, ...). Als Behälter verwende ich haushaltsübliche Kunststoffboxen.

    So sieht das Ergebnis aus. Die obere Fläche hab ich nur grob gefräst und kurz mit Schleifpapier geschliffen. Wenn man sich etwas Mühe gibt, wird es viel glatter :whistling:
    Schwarz ist noch besser herstellbar, da es keine Grautöne macht und kaum fleckig wird.

    VG
    Klemens

  • Hallo Klemens,

    deine Beschreibung ist Detailreich beschrieben bis aufs kleinste Erklärt, super.
    Bei der Reinigung reichteine starke Natronlauge 20 bis 30% schon aus um die Oberfläche zu reinigen, vor diesen Vorgang wird der Draht an das Werkstück schon befestigt.
    Sichtkontrolle kannste machen muss du aber nicht, da passiert nichts schlimmes.
    Ich Eloxiere schon Jahrelang und habe schon sehr viele Teile hergestellt für die Mikroskopie und Teleskoptechnik.
    Für das verschließen der Poren ist es ratsam in das siedende Wasser Sealinglösung dazu zugeben, dadurch versiegeln die Poren besser.
    Und ja, es stimmt man sollte die Tabelle beachten, es sind nicht alle Aluminiumlegierungen gleich gut.

    Hier ist ein Link wo man alles dafür bekommt:
    https://www.electronic-thingks.de/de/

    Aber schön beschrieben, danke für den Bericht


    Mfg Mario

    Einmal editiert, zuletzt von Mario1966 (11. November 2019 um 16:18)

  • Hallo Bernd,

    ein nachhinein eloxieren geht nicht da erstens sich eine nichtleitende Schicht gebildet hat und zum zweitens durch das Versiegeln mit der Sealinglösung die Poren verschlossen wurden.
    Ist das Ergebnis nicht zufrieden nicht so wie man es haben will, kommt das Werkstück wieder in die Laugenlösung dort wird die Eloxialschicht wieder entfernt und nur noch mal mit Sandpapier darüber.
    Dann kann neu Eloxiert werden.


    Mfg Mario

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mario,

    ich meinte nun nicht das ganze Teil, sondern in dem Fall, wenn etwas nachgedreht/gefräst werden muß und somit wieder blanke Stellen entstehen. Diese wären dann auch weder beschichtet noch versiegelt. Oder muß der ganze Rest dann auch wieder mit Sandpapier behandelt werden?

    VG
    Bernd

  • Hallo Bernd,

    auch wenn nur Stellenweise Material entfernt wird muss das gesamte Werkstück in die Laugenlösung, dabei wird an den Stellen wo sich noch Eloxialreststellen befinden, entfernt.
    Es wäre trotzdem ratsam mit feinen Schleifpapier nach zu arbeiten und dann zurück in die Laugenlösung um den Vorgang zu wiederholen, dieses mal um Fettrückstände zu entfernen.


    Mfg Mario

  • Hallo Mario,

    zum Entfetten nehme ich übrigens für alle meine kleineren Werkstücke (und gebrauchte Objektträger) viel lieber ein spezielles stark alkalisches Ultraschallreinigungsmittel (Tickopur TR13) im Ultraschallreiniger. Das fetzt jeden Dreck und kleinste Schleif- oder Polierpartikel runter. Auch Öle, die sich nicht verseifen lassen gehen damit ganz leicht weg. Danach noch in die Natronlauge, ... Oder ich strahle es mit Glaskugeln. Das gibt eine schöne ganz schwach körnige Oberfläche.

    Schritt 6 (Draht befestigen) kann natürlich schon vorher passieren. Bei Gewindelöchern kann man hier auch sündhaft überteuerte Titanschrauben als Kontakt verwenden :D

    Übrigens den Link https://www.electronic-thingks.de/de/ hab ich jetzt auch wieder in meiner Sammlung gefunden. War wieder ein guter Anstoß.... Ich glaub ich muss mal ausmisten, damit ich wieder was finde.

    Hast du Aluminium eigentlich schon mal elektropoliert? Ich hab diese Prozessparameter gefunden:

    Temperatur: 64-67 °C (50-80 °C)
    Zeit: 2-10 min
    Stromdichte: 5-15 A/dm2
    Elektrolyt: 55 Gew.-% Phosphorsäure und 35 Gew.-% Schwefelsäure

    VG
    Klemens

    Einmal editiert, zuletzt von kljosc (11. November 2019 um 20:38)

  • Hallo Klemens,

    wenn deine Reinigungsmethode funktioniert und du zufrieden bist dann mache sie weiter.
    Mit abstrahlen ist es eine gute Möglichkeit, man sieht es auch bei käuflichen Artikeln, da dort auch die körnige Oberfläche zu erkennen ist.
    Was den Titanschrauben angeht, habe ich auch welche, aber in der Zeit habe ich auch welche aus Alu in verschiedenen Größen gedreht die ich dann einsetze, haben ein klein Nachteil sie reagieren auch wie das Werkstück macht aber nichts.


    Hast du Aluminium eigentlich schon mal elektropoliert? Ich hab diese Prozessparameter gefunden:

    Temperatur: 64-67 °C (50-80 °C)
    Zeit: 2-10 min
    Stromdichte: 5-15 A/dm2
    Elektrolyt: 55 Gew.-% Phosphorsäure und 35 Gew.-% Schwefelsäure


    Das habe ich noch nicht gemacht, aber schon mal gelesen darüber.

    Mfg Mario

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!