Hallo zusammen,
die wunderschöne Färbung die Robin Wacker 1981
entwickelt und deren Rezeptur er 25 Jahre nicht veröffentlicht hat wurde
inzwischen mehrfach modifiziert. Hier hat hauptsächlich Rolf-Dieter
Müller von den Bonner Mikroskopikern Pionierarbeit geleistet. Robins
ursprüngliche Methode war etwas aufwändig und durch das von ihm
vorgeschlagene Entwässerungsmittel Tri-Ethylphosphat auch nicht gerade
preiswert. Rolf-Dieter und Jörg Weiß haben herausgefunden, dass man auch
mit Isopropanol entwässern kann, wenn man rasch arbeitet um aus der
Phase heraus zu kommen in der noch Wasserspuren im Alkohol sind.
Die
nächste Variante die Einzelfärbungen Acridinrot, Acriflavin, Astrablau
zu vereinfachen war alles zusammen in einer Eintopflösung zu vereinen.
Das war dann die Simultanfärbung W-ASim I. Ich habe sie einige Zeit lang
angeboten, aber ich hatte den Eindruck, dass diese Mischung nicht über
lange Zeit beständig ist und deshalb Acridinrot und Acriflavin vereint
und das Astrablau als separate Komponente angeboten. Diese
2-komponentige Variante hat den Vorteil, dass man das Färbeergebnis noch
etwas steuern kann.
Die nächste Variante kam dann auch wieder
von Rolf-Dieter in der hat er das Astrablau gegen Alcianblau
ausgetauscht. Das war dann W-ASim II. Die Nomenklatur ist wie so oft
etwas willkürlich, beides sind Phthalocyanin-Farbstoffe. Aber die
korrekte chemische Bezeichnung ist dann doch etwas sperrig:
9H,31H-Tetrabenzo[b,g,l,q][5,10,15,20]tetraazaporphin
5,28:14,19-Diimino-7,12:26,21-dinitrilotetrabenzo[c,h,m,r][1,6,11,16]tetraazacycloeicosin
Mit der W-ASim II erhält man statt blau eher blaugrüne Färbungen.
Nun
ist seit einiger Zeit das Acridinrot vom Markt verschwunden. Mephisto
bietet nur noch eine sehr teure Lösung an, aber in Substanz gibt es
Acridinrot nicht mehr. Es war also erforderlich einen Ersatz für das
Acridinrot zu finden.
Robin hat in seiner Veröffentlichung im
Mikrokosmos schon erwähnt, dass man das Acridinrot gegen Rhodamin B
austauschen kann, es gibt wohl auch Präparate von ihm - ich habe
allerdings nie eines gesehen. Rolf-Dieter hat diesen Hinweis jetzt mal
in die Tat umgesetzt und eine erste Rezeptur beim diesjährigen
Dörnberg-Treffen getestet. Ich habe diesen Ansatz auch probiert und war
spontan begeistert. Die Färbezeiten waren mit 30 Min bis 1 Stunde noch
etwas lang aber die schöne Färbung hat mich gereizt das Ganze durch
systematische Variation zu optimieren. Beim ersten Inzigkofen
Mikroskopiekurs nach 13 jähriger Pause hatte ich nebenbei diese
Optimierung der Rezeptur und der Färbemethode ausgearbeitet. (Immer wenn
getümpelt wurde habe ich gefärbt). Und nun habe ich einen Ansatz, der
ganz gut aussieht und von der Färbeprozedur so einfach ist, wie die
Etzold blau Färbung AFC. In Abstimmung mit Rolf-Dieter geben wir dieser
neuen Variante die Bezeichnung W-ASim III. Es ist eine
Eintopf-Färbelösung in der die Farbstoffe Rhodamin B, Acriflavin und
Alcianblau gemischt sind und deshalb simultan angeboten werden.
Hans-Jürgen
Koch hat seine überzähligen Schnitte an Wolfgan Grigoleit weiter
gegeben und der hat sich welche rausgenommen, der Rest war dann
willkommene Basis für meine Versuche. Ohne diese perfekten Schnitte
hätte ich die Versuche nicht machen können. Dadurch konnte ich auch sehr
gut feststellen, dass das Gewebe einen großen Einfluss auf das
Färbeergebnis hat. Das rot kann variieren von orange bis zu tiefrot.
Die
Färbung benötigt ca 10 bis 15 Min. danach wird mit Wasser ausgewaschen
und entweder sofort über Isopropanolstufen entwässert bis zum Eindecken
in Euparal oder man kann erst kurz mit Ethanol spülen - das
differenziert noch etwas - und dann die Isopropanolstufen anschließen.
Das Rhodamin B ist nicht so empfindlich gegen wässriges Ethanol wie das
Acridinrot, was für die Prozedur eine Erleichterung ist. Die Fluoreszenz
ist wie ich finde berauschend schön.
In einer weiteren Variante habe
ich das Acriflavin durch Acridingelb ersetzt. Im letzen Bild ist ein
Beispiel zu sehen (Schnitt durch Dattelkern quer)
Der Erfolg hat viele Väter, ich hoffe, dass ich keinen vergessen habe.
Ich habe einen größeren Ansatz des Farbstoffgemisches hergestellt er kann bei mir in den bewährten 30 ml PE-Tropffläschen bezogen werden. Am einfachsten eine Email schreiben (Adresse nicht vergessen) dann kann ich auch meine aktuelle Liste schicken.
Tragisch ist, dass Robin am
letzten Montag mit 90 Jahren verstorben ist, so dass er diese
Entwicklung seiner wunderschönen Färbung nicht mehr erlebt hat. Seine
Beerdigung ist am Freitag 27. September in seinem Heimatort
Güntersleben. Er war ein liebenswerter Wissenschaftler immer hilfsbereit
und freundlich und absolut bescheiden. Ein feiner Mensch!