Welches Mikroskop wäre sinnvoll

  • Ein herzliches Servus an die Gemeinde hier,

    ich bin seit sehr kurzer Zeit Mitglied hier im Forum und habe schon einiges gelesen komme aber dennoch nicht zu einem Schluss was nun für mich
    das erste Mikroskop werden soll. Da ich nun was Mikroskope betrifft ein absoluter Anfänger bin.

    Kurz und Knapp zu mir und wie ich dazu komme mir ein Mikroskop anschaffen zu wollen. Ich bin begeisterter Hobbyfotograf und liebe Makro aufnahmen ob jetzt 1:1 oder
    größer mit Objektiven in Retrostellung.
    Ich bin nun an einem Punkt wo ich gerne noch mehr ins Detail meiner "Models" gehen möchte, sprich einen Ameisenkopf mittels APS C Kamera abzulichten (stacken) oder ähnliche Insekten Ganzkörper und nur Teile davon. Was mir vorschweben würde sind Bilder machen zu können wie hier im Forum in der Galerie unter den Alben Insekten, und in ein paar Jahren dann noch tiefer bzw. größer abzulichten, da ich zuerst mich mit der Technik und den Insekten beschäftigen möchte und auch lernen will wie dies geht bevor ich noch einen Schritt weiter gehe.

    So nun aber zum eigentlichem Thema "Welches Mikroskop wäre sinnvoll"

    Ich hoffe das Ihr mir hier Tipps geben könnt bzw. Empfehlungen, Typen, etc. Die folgenden Fragen (Punkte) Stelle ich mir gerade und habe
    diese eventuell schon selbst beantwortet, bitte korrigiert mich wenn ich bei Fachbegriffen oder anderen Sachen Falsch liege.

    Durchlicht oder Auflicht - Auflicht
    Mono, Bino oder Trinokular - Trinokular, da Kamera adaptiert werden soll (würde aber mit jeder Version gehen oder?)
    Vergrößerung 10x, 20x, 40x - reicht das aus oder müsste man hier noch größeren Faktor nehmen
    Grob oder Grob und Feinantrieb - Zweiteres zwecks Stacken
    Gebraucht oder Neu - Egal, sofern es in die Preiskategorie rund um €600,- liegt
    Orte wo ich mir ein Mikroskop kaufen kann? - kenne leider keine seriösen Händler.
    Marke - Hmm, Zeiss würde mir vorschweben habe aber Befürchtungen das das mit meiner Preisvorstellung nicht zusammen passt.

    Habe sicher noch Punkte vergessen, aber das wäre so mein erster Gedankengang der letzten drei Monate.

    Freue mich auf euere Antworten und lenkt mich in die richtige Richtung auch wenn es für mich hart wäre/ist.
    (Manchmal brauch ich einen Tritt in den Allerwertesten um die richtige Richtung zu steuern)

    LG
    Andi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andi,

    Willkommen hier im Forum und vielen Dank für deine Anfrage! :)
    Kurz zusammengefasst: Du möchtest gerne Insekten fotografieren und suchst dazu das passende Mikroskop.
    Nun ist es aber ein Unterschied, ob man das ganze Insekt fotografieren will oder sich auf Details wie z.B. das Insektenauge konzentrieren will. So gibt es zum einen die Stereomikroskope für die schwachen Vergrößerungen und darüber hinaus die Mikroskope für Durch- und Auflicht mit stärkeren Vergrößerungen bis 100-fach. Da mit steigender Vergrößerung die Abbildungstiefe immer geringer wird, muß entsprechend feiner fokussiert werden können. Deswegen sind die Auf- und Durchlichtmikroskope auch üblicherweise mit einem Feintrieb ausgestattet, wogegen bei Stereomikroskopen ein Grobtrieb völlig ausreichend ist. Zumindest für die visuelle Beobachtung.
    Nun läßt sich zwar prinzipiell durch jedes Mikroskop fotografieren, aber wenn man zum Stacken die Bilderstapel mit möglichst feiner Fokussierung erzeugen will, wird es mit dem Grobtrieb eher unkomfortabel. Aus diesem Grund hat es auch schon einige mitunter sehr kreative Umbauten und Modifikationen gegeben, um dieses zu bewerkstelligen. Beispiele dazu gibt es hier im Forum schon einige.

    Umd deine Frage Gebraucht oder Neu noch kurz anzuschneiden:
    Das ist natürlich zum einen eine Frage der Anschaffungskosten und zum anderen, was der Markt dazu anbietet.
    Ich selbst habe jedenfalls auch mit Gebrauchtgeräten gute Erfahrungen gemacht. Und mit etwas Geschick lassen sich die Geräte schon noch erweitern bzw. modifizieren um mit ihnen Stackaufnahmen mit feinen Schritten machen zu können.

    VG
    Bernd

  • Hallo Bernd,

    Erst einmal Danke für das willkommen heißen.

    Durch deine Antwort habe ich das nun so verstanden für ganze Insekten ein Steromikroskop und für Details ein Durchlichtmikroskop.

    Das mit dem Stacken hätte ich mit einem Schrittmotor bewerkstelligen wollen und einen kleinen Rasperry oder ähnliches zur Steuerung und Automatisierung.

    Ich würde jetzt wie folgt vorgehen, zuerst ein Stereomikroskop. Um die Grundlagen zu lernen, Erfahrungen zu sammeln, Stack Antrieb zu bauen und testen und später ein Durchlichtmikroskop für die Details.

    Oder könnte man gleich mit einem Durchlicht anfangen mit den entsprechenden Objektiv und Okularen?

    Gibt es bei den Stereomikroskopen große Unterschiede bei der Auflösung für das fotografieren zwischen den großen vier und anderen Marken?

    LG
    Andi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andi,

    verstanden hast du es richtig. Wenn der Schwerpunkt bei der Fotografie liegt, wäre für die Makroaufnahmen die Alternative zum Stereomikroskop auch ein Reprostativ, um dort mit der Kamera am Balgen oder Retro-Adaptern zu arbeiten.

    Schrittmotoren lassen sich zwar optional noch ansetzen, aber bislang bin ich auch ohne denen klargekommen.

    Sicher könntest du die Makroaufnahmen auch mit einem Durchlichtstativ machen, aber dazu ist oftmals der Revolverkopf mit den RMS-Anschlüssen im Weg. Aber wenn man diesen abmontiert, hätte man darunter einen Tisch mit Feingetriebe.
    Hier ein Beispiel dazu:
    https://mikroskopie-forum.at/index.php/Thre…eckentfremdung/

    https://mikroskopie-forum.at/index.php/Thre…selvorrichtung/

    Wenn man durch das Stereomikroskop fotografiert, hat das wieder den Nachteil, daß die Strahlengänge leicht gekippt sind. Für das räumliche Sehen bei der visuellen Beobachtung zwar vonnöten, aber bei der Fotografie eher mit Kompromissen behaftet.


    VG
    Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Zu der erwähnten Möglichkeit mit dem Reprostativ mit Balgen hier noch dieses Beispiel:


    Wenn man im Makrobereich mit Objektiven von etwas längeren Brennweiten bei verschiedenen Auszügen arbeitet, kann der Abstand vom Objektiv zum Objekt stark variieren. Bei Mikroskopen dagegen ist dieser Abgleich ziemlich konstant und lietgt meist bei 45mm. Das wäre für ein Makroobjektiv von 50-80mm Brennweite schon viel zu kurz. Daher läßt sich bei diesem Aufbau das Objektiv mit Balgen und Kamera an der Stativstange in die dazu nötige Postition bringen. Auch der Tisch kann in unterschiedlichen Positionen am Stativ befestigt werden.
    Er ist über eine Linearführung senkrecht beweglich. Die Feineinstellung erfolgt über ein Untersetzngsgetriebe, sei es von Hand oder auch über einen Schrittmotor.


    Mit einem Ausschnitt in der Tischplatte, in das sich z.B. ein Diaglas einlegen läßt, werden auch Makroaufnahmen im Durchlicht ermöglicht.


    Gibt es bei den Stereomikroskopen große Unterschiede bei der Auflösung für das fotografieren zwischen den großen vier und anderen Marken?

    Die Auflösung wird eigentlich weniger durch die Marken bestimmt als vielmehr durch die Apertur der Objektive. Nur ist diese eher selten dort aufgedruckt oder aufgraviert im Gegensatz zu den meisten Mikroskopobjektiven.

    VG
    Bernd

  • Hallo Bernd,

    Danke für die vielen Informationen.

    Das mit den Balgen sieht auch sehr interessant aus. Da wird mein „ich Bau mir das selbst“ Schweinehund geweckt.
    Was natürlich eine tolle Möglichkeit wäre und ich mir dann ein Durchlichtmikroskop kaufen könnte. Da ich bis auf den Balgen und den Feinantrieb alles irgendwo daheim liegen hätte (Führungen, Gewindeumlaufspindeln etc.) auch die Cnc-Fräse würde mal wieder was arbeiten

    Was würdet ihr dann für ein durchlichtmikroskop empfehlen? Denn wenn ich das selber baue mit dem Balgen wird das ein längeres Projekt, da alles genau gefertigt werden sollte und dann sicher verbessert und verbessert wird bis ich damit zufrieden bin.

    Lg
    Andi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andi,

    so kann eben der Weg manchmal auch das Ziel sein. ;)
    Aber wenn du weiter vom Makro- in den Mikrobereich vorstoßen möchtest, lohnt sich der Selbstbau eines ganzen Statives natürlich nicht.
    Dann sollte man sich für ein System entscheiden, ich arbeite z.B. mit dem Zeiss-Standard System, die erforderlichen Komponenten wie Objektive, Okulare und Kondensoren sind auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Hinzu käme noch die Adaption der Kamera an das Mikroskop, aber auch dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die bereits hier schon ausgiebig diskutiert wurden.
    Empfehlen würde ich dir ein System, das sich auch gut ausbauen läßt und die Zubehörteile zumindest mittelfristig verfügbar sind. Da du dich gemäß deinen Angaben mit Insekten befassen möchtest, wäre ein Mikroskop sinnvoll, das sich auch mit einer Auflichteinheit ausstatten läßt für Hell- und Dunkelfeld.

    VG
    Bernd

  • Hallo Bernd,

    ja der Weg macht viel aus :)

    Dann werde ich mal in den nächsten Monaten Ausschau nach einem Reprostativ und den restlichen Teilen halten. Das macht da ganze dann noch spannender, die Jagt nach den Teilen.

    Nach welchen Mikroskopen könnte ich noch Ausschau halten die entweder neu oder gebraucht eine gute Teileversorgung haben außer dem Zeiss Standard? Nur von den großen vier, oder gibt es auch andere empfehlenswerte nicht so bekannte Marken?

    Fragen über Fragen .

    Möchte mich hiermit nochmal für deine Geduld und die tollen Antworten bedanken.
    Danke.

    LG
    Andi

    • Offizieller Beitrag

    Nach welchen Mikroskopen könnte ich noch Ausschau halten die entweder neu oder gebraucht eine gute Teileversorgung haben außer dem Zeiss Standard? Nur von den großen vier, oder gibt es auch andere empfehlenswerte nicht so bekannte Marken?

    Hallo Andi,

    es gibt schon noch einige Marken, die aber weniger unter den Anwendern vertreten sind. Ein Beispiel dieses einfache Kursmikroskop von Hertel und Reuß:

    Eigentlich habe ich sogar zwei davon. Dieses ist wenigstens soweit ausgerüstet, daß man damit arbeiten könnte, bei dem anderen fehlt der Kondensor und die Ansteckleuchte. Nun bin ich zwar auch schon seit längerem auf der Suche nach den fehlenden Teilen, aber doch noch nicht fündig geworden. Bei einem Zeiss Standard dagegen ist es eigentlich weniger ein Thema, einen passenden Kondensor oder ein anderes Zubehörteil aufzutreiben.
    Da aber der Trieb noch funktioniert, könnte ich dir das Stativ ohne Kondensor und Leuchte für deine Makro-Stackvorhaben anbieten. ;)

    VG
    Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mario,

    auf die Maße kommt es eigentlich weniger an. Ich hatte mir die Vorrichtung aus Teilen zusammengebaut, die ich da hatte und entsprechend angepasst. Das Schneckengetriebe stammt aus einem defekten Gerät und auch der Durchlicht-Kondensor aus einem alten Dia-Projektor.
    Manche Sachen lohnen sich noch selber zu bauen, weil es sie als Fertigprodukt entweder nicht gibt oder dann eben recht teuer sind.

    VG
    Bernd

  • Hallo Bernd,

    da liegste vollkommen richtig, aber dein Projekt inspiriert richtig werde ich auch mal in Angriff nehmen.
    Ich bin auch ein Selberbauer der einige Sachen selbst macht oder nachbaut weil ich an Teile nicht rann komme die ich brauche, mit einem Projekt kam eine riesen Diskussion auf naja muss ich mit leben.

    Mfg Mario

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Mario

    Bauprojekte (besonders Fortschritte während des Vorgangs und Ende, wenna lles läuft)
    sind hier immer gerne gesehen, also rein damit , ins Forum.

    fg
    Franz

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    Die Welt wäre so schön wenn Frauen so einfach gestrickt wie die Maxwellschen Gleichungen wären --
    Mann könnte dann Störfelder berechnen und Wellen, Phasen und Ströme ....
    und die Harmonischen ganz leicht checken..

    http://interphako.at

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