Läßt sich Asbest mittels Lichtmikroskop identifizieren?

  • Hallo Zusammen :)

    ich bin ganz neu hier und hoffe, dass der richtige thred hierfür ist.

    Ich mache eine Ausbildung zum Chemielaborant, bin also eher unerfahren was Mikroskopie angeht.

    Wir renovieren zwingend notdürftig daheim und unsere Fassadenplatten stehen im Verdacht Asbest zu enthalten, da das Haus ca. 1970 gebaut wurde..

    Ich hab nun den Auftrag bekommen aus 2 verschiedenen Proben (Fassadenplatten) rauszufinden ob das Material Asbest enthält da wir uns beim besten Willen diese Analyse nicht leisten können und ich ja in einem Labor arbeite..

    Vielleicht kann mir hier jemand helfen in welchen Schritten ich hier nun vorgehen soll.
    Die Mikroskope in der Arbeit darf ich hierfür verwenden.

    Danke schonmal

    VG

    Ben

  • Hallo Ben,

    erst einmal willkommen im Forum!

    Ja, früher wurde leider oft Asbest in Baumaterialien eingesetzt.

    Ein erster Hinweis darauf ist, wenn du an der Bruchstelle einer Fassadenplatte kleine Fasern erkennen kannst.

    Dann ist es allerdings noch nicht sicher, ob es sich um Asbest handelt.

    Um die Fasern mikroskopisch zu untersuchen musst du diese aus den Fassadenplatten herausholen/lösen.

    Ich habe diese aus Eternitplatten (Faserzementplatten) herausgelöst, indem ich ein kleines Bruchstück der Platte in Salzsäure gelegt hatte. Nach einiger Zeit konnte ich das Stück etwas zerdrücken und alles mit einem Spatel aufrühren.

    Die Säure habe ich mit Wasser ausgewaschen. Kannst du mit pH-Papier kontrollieren.

    Nach dem das Stück zerkleinert war konnte ich schon Fasern sehen.

    Wenn du auf ein Mikroskop in der Fa. zugreifen kannst, ist das sehr gut.

    Die Asbestfasern sind doppelbrechend, d.h. im polarisierten Licht, bei gekreuzten Polfiltern, leuchten diese hell - weiß.

    Hat das Mikroskop Polfilter? Bestimmt ist da auch jemand, der Erfahrung im Umgang mit dem Gerät hat. Dann könnte er dich in das Thema Mikroskopie einweisen. Eine Anleitung zum Umgang mit dem Gerät brauchst du schon.

    In diesem Thread, weiter vorne, habe ich ja auch ein paar Bilder eingefügt, die Asbest zeigen. Es sind Bündel, welche aus sehr, sehr feinen Einzelfasern bestehen.

    Ein Objektivvergrößerung ab 40x ist für die Untersuchung sinnvoll.

    Wenn diese feinen Fasern erkennbar sind, handelt es sich um Asbest.

    Eine sichere Methode um Asbest zu identifizieren ist auch ein Infrarotspektrometer. Falls ihr eine Analytik mit einem IR habt, könnte ein netter Kollege eine Probe der Fasern untersuchen.

    So weit erst einmal.

    Viel Glück bei deiner Untersuchung

    Detlef

  • Hallo Ben,

    hier noch ein Zusatz:

    Da noch nicht klar ist ob die Fasadenplatten asbesthaltig sind solltet ihr Staubentwicklungen beim Bearbeiten dieser Platten vermeiden.

    Also nicht groß bohren oder gar schleifen.

    Man kann die Platten naß bearbeiten, dann staubt es nicht.

    FFP2-Masken sind angebracht und ja auch überall verfügbar.

    Keiner muss vorab in Panik verfallen, aber Vorsicht ist auf jeden Fall angebracht!

  • Hallo Detlef,

    vielen Dank für die schnelle Antwort schonmal.

    welche Konzentration sollte die Salzsäure ca. haben und wie lange war es darin eigelegt? Einfach bis man es gut mit dem Mörser zerdrücken kann?

    Meinst du mit Polifilter einen ganz normalen Fasenkontrast? Infrarotspektrometer ist leider keine Option laut meiner Kollegin.

    Werde heute Nachmittag die Proben erstmal versuchen vorzubehandeln.

    Viele Grüße

    Ben

  • Hallo Ben,

    die Konzentration der HCl in der ich damal die Stücke eingelegt hatte lag bei 5 - 10%. Die Bruchstücke sollen ja nur etwas weicher werden, dass man diese irgendwie klein bekommt und sich Fasern, wenn diese vorhanden sind, vom restlichen Material lösen. Und es muss ja auch nicht viel Material zerkleinert werden.

    Das Problem ist, dass sich eine Asbestart in Salzsäure lösen soll. Ich gehe aber davon aus, dass nicht sofort alle Fasern plötzlich weg sind.

    Wenn du diesen Thread von vorne ließt, findest du auch etwas über die Polfilter. Phasenkontrast meine ich nicht.

    Du benötigst 2 Linearpolfilter. Einer, der Polarisator, auf der Lichtaustrittsöffnung, bzw. unter dem Kondensor und der zweite, der Analysator, zwischen Objektiv und Okular im Mikroskop.

    Viele Mikroskope haben dafür einen Einschub.

    Du hattest ja schon geschrieben, dass ihr im Labor Mikroskope habt, dann wird es dort auch jemand geben, der weiß was Polfilter sind und wie sie zu benutzen sind.

    Es ist natürlich klar, dass diese Untersuchung hier keine 100%ige Analyse ist, wie sie in einem renomierten, dafür ausgerüsteten Labor gemacht wird.

    Viel Erfolg bei deiner Untersuchung

    Detlef

  • Guten Abend,

    aus aktuellem Anlass nehme ich meinen alten Faden noch einmal auf.

    Vor ein paar Tagen bekam ich ein Stück von einer weißen Leichtbauplatte an meinem Arbeitsplatz in das Labor gebracht, mit der Bitte nachzusehen, ob ich erkennen könne, was für kleine Fasern an den Bruchkanten des Stückes herausschauen.

    In der Firma wird gerade ein Gebäude renoviert und da ist einem Handwerker aufgefallen, dass Leichtbauplatten, welche entfernt werden sollen, an den Bruchkanten Fasern zeigen. Das entsprechende Gebäude wurde übrigens Ende der 60er-Jahre gebaut.


    Ein kleines Bruchstück der Platte habe ich in Salzsäure gelegt und es zeigte sich sofort, dass die Platte reichlich Carbonat enthält, viele CO2-Blasen stiegen auf.

    Nach 30min war das Material schon relativ mürbe, es ließ sich mit einem Spatel etwas zerdrücken und ich konnte eine Probe davon zum Mikroskopieren abnehmen.

    Hier ein paar Ansichten:

    Bei gekreuzten Polfiltern

    Bei der folgenden Aufnahmen liegen die Fasern nicht ganz im Fokus, daher erscheinen sie zu breit und sehen fast glasartig aus.

    Bei gekreuzten Polfiltern


    Die Fasern bestehen aus Bündeln mit sehr feinen Einzelfasern welche um die 1- 2 µm dick und doppelbrechend sind. Für mich war sofort klar, dass es sich hier um Asbest handelt. Nur ist das natürlich keine gesicherte Analyse. Da wir ein Infrarotspektrometer im Haus haben, konnte ein Kollege zügig den Beweis erbringen, dass es sich um eine Asbestart handelt.

    Die Baustelle ist nun erst einmal geschlossen und es wird ein offizielles Gutachten erstellt. Zum Glück sind die Arbeiten an der Leichtbauwand gerade erst begonnen worden.

    Ich zeige diese unspektakulären Bilder, weil sie sich von meinen ersten hier im Thread etwas unterscheiden. Die Fasern sind dieses Mal nicht gebogen, sondern gerade. Und viele kleine Einzelfasern sind auf dem OT separiert zu sehen.

    So entsteht hier eine kleine Sammlung von Bildern, welche evtl. bei einer Beurteilung einer Renovierungssituation Anhaltspunkte liefern kann.

    Ein weiterer Fund von einem faserigen Isoliermaterial (im Laufe vieler Jahre grau und dreckig geworden), welches in einem Schrank zwischen Versorgungsleitungen liegt, zeigen diese Bilder.

    Hier sind ganz klar Glasfasern abgebildet. Zwischen gekreuzten Polfiltern sieht man hierbei übrigens keine leuchtenden Fasern.

    Die Durchlichtaufnahmen habe ich an einem kleinen alten Zeiss Axiolab A1 aufgenommen und am Zeiss Axio Imager.A2m die Auflichtaufnahmen, bei denen ich in der Höhe der Fasern einen kleinen Stack durchgeführt habe.

    Viele Grüße

    Detlef

  • Guten Morgen, ich finde das Thema super interessant.

    Würde mich auch gerne damit beschäftigen. Welches Microskop würdet Ihr mir denn als "Anfänger" dafür empfehlen?

    Leider funktionieren die geposteten Links mit den Anleitungen nicht mehr.

    Noch eine Frage: Müsste man Fasern in Putz und Kleber nicht gut mit einem Auflichtmikroskop erkennen können?

    Hinterher könnte man mit der Salzsäuremethode wie beschrieben die Art der Fasern bestimmen?

    Einmal editiert, zuletzt von chrischd (20. Dezember 2021 um 04:13)

  • Hallo Chrischd,

    die Frage nach dem "richtigen" Mikroskop wird ja öfters gestellt.

    Du brauchst je nach Deinen eigenen Ansprüchen ein entsprechendes Gerät.

    Möchtest Du das Gesehene in guter Qualität dokumentieren?

    Wenn man neu in das Thema Mikroskopie eintaucht, ergeben sich schon mal viele Fragen.

    Ich würde ein Gebrauchtgerät der namhaften Hersteller, wie Leitz oder Zeiss nehmen. Davon gibt es auch genug Ersatzteile bzw. Zubehör auf dem Markt.

    Ja, Fasern sieht man auch, wenn diese aus dem Baustoff herausschauen, falls sie das machen. Dann eher an der Bruchkante.

    Mit der Salzsäure habe ich nicht die Art der Faser bestimmt, sondern nur das mineralische Bindemittel gelockert, damit ich Fasern separieren konnte.

    Viele Grüße

    Detlef

  • Hallo detlef,

    danke für die Antwort. Dann mache ich mich mal auf die Suche, die dokumentation spielt nur eine untergeordnetere Rolle, wäre aber auch gut um auch hier mal was posten zu können ;-). Ich besitze bereits ein Besser "Studienmikroskop" mehr steht da leider nicht drauf 25x bis 1600x Vergrößerung. Ist ein durchlichtmikroskop. Leider kein Stemi.


    Hätte hier ein Eduval 4 für 300?

    lg

    chris

    Einmal editiert, zuletzt von chrischd (21. Dezember 2021 um 06:55)

    • Offizieller Beitrag

    Hätte hier ein Eduval 4 für 300?

    Hallo chris,

    solche Angaben reichen leider nicht aus, um beurteilen zu können, ob es für diesen Einsatzzweck geeignet ist. Das müßte schon etwas genauer beschrieben werden. Und es empfielt sich, dafür einen separaten Thread zu eröffnen.

    Beste Grüße

    Bernd

  • Hallo Chris,

    es hilft wohl nichts, Du musst die mikroskopischen Fähigkeiten verbessern, wenn Du wirklich beurteilen möchtest, was Du siehst.

    Zum Thema "Asbest in Baustoffen" findet man im Netz sehr viel.

    Wichtig ist schon mal, wann das Material verbaut wurde, welches Du untersuchst.

    Und dann wurden ja auch noch andere Fasern in mineralischen Massen eingesetzt. Gerade habe ich an meinen Arbeitsplatz eine neue Probe bekommen, in der aber nur Cellulosefasern sichtbar waren. In diesen konnte ich ab und zu die Tüpfel in dem Holzgrundgewebe erkennen.

    Leider habe ich diese Bilder nicht parat, sonst könnte ich sie direkt zeigen.

    Ich hole das nach.

    Um aber eben eine fundierte Aussage machen zu können, musst Du die Fasern deutlich, scharf und groß genug im Mikroskop sehen können. Die Fotografie ist dann ja noch eine andere Sache.

    Alle Asbestfasern, welche ich bisher gesehen habe, bestanden aus sehr feinen Einzelfasern und sie sind doppelbrechend. Leuchten also zwischen gekreuzten Polfiltern hell.

    Cellulosefasern sind ebenfalls doppelbrechend, leuchten also ebenfalls hell, gehen aber oft ins bläulich-braune.

    Und vor allem, bestehen sie nicht aus dünnen Einzelfasern.

    Natürlich ersetzt so eine eigene Begutachtung keine offizielle Messung.

    Es kann auch sein, dass man die Fasern einfach nicht findet, wenn nur wenig Asbest enthalten ist.

    Hat man allerdings die entsprechenden Fasern gefunden, weiß man, dass man ein Problem bei seinen Renovierungsarbeiten hat!

    Gruß Detlef

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