Läßt sich Asbest mittels Lichtmikroskop identifizieren?

  • Hallo zusammen,

    heute bekam ich von einer Bekannten ein paar Proben, die beim Renovieren einer Küche genommen worden sind, mit der Bitte mal zu schauen ob in diesen Proben Asbestfasern zu finden sind.
    Es handelt sich dabei um Putz, Fliesenkleber und um Dämmaterial (weiße Faserbüschel) die an einer Stelle unter den Fliesen mit verbaut sind.
    Das Baujahr des Hauses liegt in den späten 60er Jahren.

    Leider verfüge ich nicht über Asbestfasern, so dass ich kein Vergleichsmaterial habe und konnte mir solche Fasern bisher noch nicht live ansehen.

    Asbest wurde in der Vergangenheit aufgrund seiner sehr guten physikalischen Eingenschaften in Baumaterialien eingesetzt, bis erkannt wurde welche Gesundheitsgefahr davon ausgeht.

    Da die Fliesen in dem von mir zu bearbeitenden Fall im Dickbett eingelegt wurden, gehe ich nicht davon aus, das in der Probe Asbest enthalten ist, auch nicht im Putz.

    Die Fasern scheinen sehr klein zu sein. Laut Wikipedia im Durchmesser <3µm bei einer Länge von > 5µm.
    Im Auflicht hat man da wohl keine Chance diese Fasern zu sichten. Evtl. könnte man etwas der Probe feucht zerkleinern und mit etwas mehr Wasser vermischen. Über dem steinigen Bodensatz könnte die Flüssigkeit dann Fasern enthalten, oder?
    Sicherlich ist ein REM bei den Fasersuche in Fliesenkleber und Co sehr hilfreich.

    Dies weiße Faserbüschel finde ich viel interessanter.
    Es könnte sich um Glas-, Steinwolle oder eben um Asbest handeln.
    Wie kann ich das identifizieren?
    Glaswolle müsste leicht schmelzbar sein, Steinwolle und Asbest nicht.
    Fasern aus Steinwolle sollen leicht brechen, Glaswolle und Asbest nicht.

    Was zeigen die Fasern unter Pol-Licht?
    Glaswolle ist bestimmt nicht doppelbrechend, Steinwolle und Asbestfasern ja?
    Hat jemand hier Erfahrung und kann mir ein wenig auf die Sprünge helfen?

    Ich werde mir das Zeug morgen mal vorsichtig im feuchten Zustand anschauen. Falls mir jemand einen nützlichen Tipp geben könnte, würde ich mich sehr freuen.

    Viele Grüße
    Detlef

  • Hallo Detlef,

    man kann, Glasfasern zu erkennen ist ganz einfach sie sind nicht doppelbrechend und haben einen einheitlichen Durchmesser und sind perfekt rund. Wenn du es selbst nicht kannst: kleine Probe reicht mir.

    Kompliziert juristisch hast du es hier:

    http://www.bbr.bund.de/BBSR/DE/Veroef…icationFile&v=2

    Einmal editiert, zuletzt von Klaus Herrmann (3. September 2017 um 10:26)

  • Hallo Klaus,

    herzlichen Dank für Deine Infos und die Bereitschaft mir zu helfen!
    Ich schaue mir dieses Faserbündel gleich mal an. Ich denke, dass ich Glasfasern auch identifizieren kann, falls es welche sind.

    Wie ich in dem BBSR-Bericht KOMPAKT gelesen habe, lässt sich Asbest leicht durch die Infrarotspektroskopie bestimmen. Das ist sehr gut: Der Arbeitskollege mit dem IR sitzt nur ein paar Türen von meinem Labor entfernt. Die Untersuchung könnte in der Mittagspause schnell erledig sein.

    Ich werde vom Verlauf meiner Untersuchung berichten.

    Gruß Detlef

  • Die weißen Fasern sind eindeutig (zum Glück!) Glasfasern.

    Sie sind nicht doppelbrechend, bestehen nicht aus vielen mini Einzelfasern und haben ab und zu kugelige Enden.
    Außerdem schmelzen sie sehr leicht in einer Kerzenflamme.

    Nachfolgend ein paar Bilder:

    Objektiv 10x, das zweite bei gekreuzten Polfiltern


    Objektiv 63x, das übernächste bei gekreuzten Polfiltern


    Hier ein Faserende, 10er Objektiv, wie oben ohne und mit Pol


    Und mit dem 10er Objektiv bei nicht ganz gekreuzten Polfiltern

  • Es könnte sich um Glas-, Steinwolle oder eben um Asbest handeln.
    Wie kann ich das identifizieren?

    Hallo,

    Das mit den Glasfasern ist ja erledigt.

    Trotzdem noch mal zum Asbest; solche Fasern kann man durch Dispersionsfaerbung identifizieren (dispersion staining).

    Weil das technisch ganz interessant ist, hier ist einer der Originalartikel dazu: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1475424/?page=1

    Beste Gruesse,

    Jon

  • Hallo Jon,

    das Verfahren der Dispersionsfärbung ist ja sehr interessant.
    Ich muss den Artikel mal in Ruhe durcharbeiten, so auf die Schnelle ist mein Englisch nicht gut genug.

    Zun Glück für die Renovierenden sind es nur Glasfasern, Asbest würde ich aber doch mal gerne unter das Mikroskop legen. Da muss es doch noch irgendwo was geben ...

    Ich habe gerade mal in mein Regal geschaut. Da steht die Anleitung zu meinem alten Philips Chemie Experimentierkasten.
    Unter der Lfd.-Nr. 19 in der Inhaltsübersicht steht "Asbestplatte 10 x 10 cm".
    Da ich früher auch schon sorgfältig mit meinen Sachen umgegangen bin, muss ich doch mal auf den Dachboden gehen, diese Platte müsste noch da sein.
    Die Chemikalien habe ich vor längerer Zeit gesichert.

    Jetzt wird's ja doch noch spannend.

    Einen schönen Abend
    Detllef

  • Hallo Büroamöbe,

    das Eternitdach auf unserer Garage habe wir vor ein paar Jahren gegen ein Blechdach austauschen lassen.
    Somit müssten wir fast asbesfrei sein, bis auf die Ausnahme der Asbestplatte aus meinem alten Chemiekasten, die ich vorhin tatsächlich gefunden habe. Ach ja, in Glasthermoskannen soll Asbest als Abstandshalter im Glaskörper verbaut sein.

    Im Fall der zementgebundenen Fasern ist die Frage, wie man diese aus dem zementären System isoliert.
    Ich dachte erst, man könnte mit Säure nachhelfen, aber im Fall des Chrysotil (Verwendung in Eternitplatten) geht das wohl nicht, da sich dieser Weißasbest in Säure löst. Andere Asbestsorten sind gegen Säure beständig.

    Evtl. einfach etwas der zu untersuchenden Substanz unter Wasser zerkleinern, ins Ultraschallbad stellen, und mal schauen ob über dem steinigen Bodensatz Fasern zu finden sind.

    Ich bin übrigens immer wieder erstaunt, was es in der Bucht alles gibt!


    Viele Grüße
    Detlef

  • Hallo Klaus,

    kann ich mir denken, dass Asbest nicht besonders toll aussieht.
    Mir geht es ja nur darum, ob sich das Zeug in einem zementgebundenen System finden lässt.

    In der bekommene Fliesenkleberprobe (zerkleinert und aufgeschlämmt) konnte ich keine Fasern entdecken.
    Jetzt fehlt mir nur eine positive Probe um mein Verfahren zu überprüfen.

    Falls ich mal eine entdecke, werde ich davon berichten.

    Gruß Detlef

  • Hallo zusammen,

    jetzt will ich meiner kleinen Untersuchung noch ein Ergebnis beifügen.

    Asbest lässt sich sehr leicht mit dem Lichtmikroskop nachweisen!

    Natürlich bleibt die Frage, wie hoch der Anteil dieses unerwünschten Stoffes in der zu untersuchenden Probe ist.
    Faserzementplatten sollen einen Gehalt von 10-15% und z.B. Spachtelmassen von 0,5-4% haben.
    Ob sich die 0,5% finden lassen, kann nur ein Versuch klären.

    Ich habe neben meiner hitzebeständigen Platte aus dem Chemiekasten doch noch einen weitern Fund gemacht:
    An unserem Komposthaufen steht zur Begrenzung eine alte Toschiplatte. Toschi hatte bei uns in der Nähe eine Niederlassung, in der asbesthaltige Fasserzementplatten hergestellt wurden.
    Von dieser Platte habe ich einen kleinen Teil abgekniffen und nachdem das mechanische Zerkleinern unter Wasser ungenügend war, in verdünnte Salzsäure gelegt.
    Die Säure sorgte dafür, dass sich das vorher sehr harte Probestück im Nachhinein relativ leicht zuerdrücken ließ.
    Diese zerdrückte, auf dem ersten Blick faserhaltige Masse, wurde ein paar mal unter Dekantieren gewaschen.

    Die folgenden Bilder sind nicht besonders spektakulär, zeigen aber, dass die Asbestbündel aus sehr vielen und sehr feinen Einzelfasern bestehen.
    Nebenbei habe ich aus den wässrigen Fasern mit einem PVA-Eindeckmittel gleich ein paar Präparate hergestellt.
    Die Bilder sind bei gekreuzten bzw. fast gekreuzten Polarisatoren gemacht.

    Hitzebeständige Platte aus dem Chemiekasten

    Leitz PL25/0.50

    Leitz FL63/0.85

    Toschi-Faserzementplatte, Bruchstelle
    Auflicht,Leitz PL FL 4/0.14

    Leitz PL FL 10/0.30

    Leitz FL63/0.85



    Jeder der einen Altbau renovieren möchte und über Erfahrung im Mikroskopieren verfügt, sollte vor Beginn der Arbeiten nachsehen, ob in den zu bearbeitenen Materialien Asbestfasern enthalten sind.
    Diese sind sehr einfach zu finden.

    Viele Grüße
    Detlef

  • Guten Morgen,

    aus aktuellem Anlass habe ich meinen alten Faden noch einmal aufgriffen.

    Ein Bekannter, der gerade am Renovieren seines neu erworbenen Hauses ist, Baujahr 1930, hatte unter einer Fensterbank etwas "wattiges" gefunden.
    Er bat mich zu schauen, ob es sich dabei um Asbest handelt. Im Lauf der Jahre konnte da ja alles Mögliche eingebaut worden sein. Geht man vom Baujahr aus, ist es sehr wahrscheinlich das es sich um Asbest handelt.

    Ich habe das Material in Wasser mit einem Magnetrührer aufgelockert und zwischen nicht ganz gekreuzten Polarisatoren angeschaut. Es zeigt die gleichen Merkmale wie meine damals gemachten Bilder der Asbestproben.

    Weider mal ein Beispiel, wie wir unser Hobby in den Alltag einbringen können.

    Viele Grüße
    Detlef

  • Hallo Bernd,

    nein ... die Kamera ist noch die von damals, die Canon EOS 1000 D. Die funktioniert immer noch! :thumbup:
    Ich hatte, bevor mir Joachim mit der Adaption der Canon geholfen hat, eine Nikon Coolpix 885 an das Panphot gebastelt.
    Das lenkt jetzt zwar vom Thema ab ...
    So sah das aus:

    Immerhin selbst gemacht :thumbup:
    Die alten Bilder in diesen Thread habe ich als Vorschau eingefügt.
    Könnte ich noch mal ändern.

    Gruß Detlef

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Detlef,

    recht hast du zwar, lenkt ein wenig vom Thema ab, aber da Kameraadaptionen eben zu meinen Steckenpferden gehören, sehe ich das nicht so eng. ^^
    Schließlich ist es ja das Ergebnis, was zählt, ob nun selbst gebastelt oder eben mit professioneller Unterstützung.

    VG
    Bernd

  • Hallo Zusammen

    Mein Name ist Giusi und ich bin neu hier im Forum.
    Bin im Internet auf euren Eintrag gestossen und da ich vor einer grösseren Renovierung stehe, wollte ich frage ob ich diesen Test auch selbständig durchführen kann.
    Leider habe ich zuhause nur ein Hobbymikroskop, den Swift SW200DL, denkt Ihr ich könnte es mal damit probieren? Reicht es wenn ich mir das ganze mit Auflicht anschaue oder brauche ich da ein Polfilter?

    Danke und Gruss
    Giusi

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