Kann man die "Fokal-länge" eines Nomarski Prismas bestimmen?

  • Hallo Zusammen,


    ich habe einen Auflicht-DIK-Schieber (siehe Bild1) mit den Maßen (L*B*H) 96.5 x 10.5 x 37 und habe absolut keine Ahnung, von welchem Mikroskop dieser einmal stammte. Daher wäre ich auch bereit ihn auseinanderzunehmen und mit den beiden Prismen etwas zu experimentieren.


    Es sind denke ich Nomarski-Prismen, das zweite Bild zeigt einen Computermonitor im Hintergrund als polarisierte Lichtquelle und dann einfach einen Polfilter auf den Schieber gelegt und man sieht klar die Interferenzstreifen, natürlich rotationsabhängig.

    Der Unterschied zwischen den beiden Prismen ist klein, aber man sieht bei einem ein leicht verbreitertes Muster. (vgl Fig5 auf https://www.olympus-lifescience.com/en/microscope-…s/dic/dicintro/). Sie waren wohl für 2 oder mehr Vergrößerungen gedacht.

    Dreht man den Schieber nun um und schaut von der anderen Seite (natürlich wieder mit Polfilter), dann sieht man die Interferenzstreifen deutlich enger beieinander, siehe Bild3:



    Hat jemand eine Idee, wie man bei einem Nomarski-Prisma die "Fokallänge" herausfinden kann? Also den Abstand Prisma zur "virtuellen" Interferenzebene? Je nach Mikroskoptyp kann das ja ziemlich unterschiedlich sein (Schieber direkt über dem Objektiv oder bis zu einigen cm(!) darüber bei angenommen ähnlicher Lage der hinteren Brennebene der Objektive).

    Wenn man dies wüsste, hätte man vielleicht eine Chance mit solchen Prismen DIK zu machen; sie könnten z.B. im Interphako-Interferometer in die Nähe der Blendenebene gebracht werden wie von Piper&Piper gezeigt. Und "untenrum" gibt´s zum Testen eben erstmal einen Spalt :).

    Beste Grüße

    Martin

    • Offizieller Beitrag

    Ob du es glaubst oder nicht, solche Experimente wurden hier schon diskutiert.

    Soki
    13. Februar 2021 um 15:51
  • Ein schöner Thread mit tollen Bildern eines sehr versatilen Systems!

    Und durch ein wenig Kreuzlesen hat es mich gelehrt, dass ein ganz wunderbarer Vierteiler zur Interferenzmikroskopie von Göke im Mikrokosmos (#74) zu finden ist und dieser ja bekanntlich in der Zobodat in alten Jahrgängen äußerst gut erhältlich :)

    Leider hab ich noch nicht verstanden, wie genau ich damit mein Problem lösen kann. Ist es so, dass die Interferenzstreifen oder Auslöschungsbalken ihre Größe verändern, wenn man das entsprechende Prisma entlang der optischen Achse bewegt? Und vielleicht genau dann maximal-groß werden, wenn die Interferenzebene mit der Pupille übereinstimmt? Dann könnte man ja mal ein Prisma unter den Pankraten halten und sich die Interferenzen etwas genauer angucken in Abhängigkeit der Prisma-position :)

  • Also wie breit der Auslöschungsbalken wird hängt unter anderem vom Keilwinkel der miteinander verkitteten Quarzkeile ab. Dieser muß widerum auf die Apertur des Objektives abgestimmt sein. Dabei gibt es wieder Systeme, bei denen die Prismen in der Nähe des Objektives über der Augenlinse platziert werden oder auch im parallelen Strahlengang zwischen einem Telansystem.

    Wie ich das nun so rauslese, möchtest du die Prismen aus diesem Schieber in das Interferometer platzieren, wo gerade der Drehkeilschieber steckt.

    Besser ginge das bei dem Einsatz für den universellen Phasenkontrast. Dort mal mit Prismen statt Blenden zu Experimentieren hatte ich tatsächlich zwar vor, bin aber dann doch nicht dazu gekommen. Wäre sicherlich interessant und könnte sogar mit der Spaltblende funktionieren.

  • Das hängt sicherlich vom Keilwinkel ab, sowie auch von der Orientierung der optischen Hauptachsen - das ist ja der besondere Trick, dass Nomarski gerade den "Brennpunkt" der Interferenz außerhalb des Prismas bewegt.

    Daher, um wie Du richtig vermutest, das Prisma schlau im MachZehnder zu positionieren, würde ich gerne die Brennweite des Prismas herausfinden. Die Apertur müsste sich ja mit dem Pankraten in einem gewissen Rahmen anpassen lassen und wenn man erstmal nur mit Spalt als Beleuchtung arbeitet, kann man beleuchtungsseitig viel einstellen.

    Aber ich denke, dass die beste Position eher nicht(!) an der Stelle des Interphakoblenden- oder Shearing-Schiebers liegen wird, denn die Nomarski Prismen haben ja üblicherweise einen gewissen Abstand zur hinteren Brennebene, je nach System mm bis cm. (Und ein echtes Wollaston mit wenigen mikrorad shearwinkel habe ich nicht zur Hand.)

  • Zunächst einfach blocken :(
    Aber wollte gerade die Antwort editieren bzw. ein P.S. hinzufügen. Wenn Du oder ein Mitleser so einen ph-Einsatz übrig haben immer her damit :saint:
    Würde mich schon lange darüber freuen auch für einfache Blendenpositionierung, etc. :love:

  • Das lustige ist, dass die Prismen fast genau in einen Interphako-schieber hineinpassen und ich habe einen, dem ein Keilpaar fehlt. Aber ich weiß nicht, ob man "blind" da drauf losschießen kann wegen der Position des Prismas entlang der opt. Achse. Ich fürchte bei einem Auflicht-DIK-Prisma handelt es sich eher um einige cm hinter der Brennebene.
    Gerade hab ich es mal unter den Kondensor gelegt und sehe durchaus einen schwarzen Balken (und Farben rechts und links), aber den Balken scharfzustellen gelingt mir nicht.

    Das müsste man mit einem einfachen Kondensor und unter reproduzierbarer Variation der Höhe des Prismas anschauen.

    Was mich aber sehr gewundert hat ist ein ungeahntes Problem: Die Pol-Unterdrückung meines Amplival ist schlecht. Es wird nie schwarz, sondern im "Minimum" zeigen sich homogene einzelne Farbtöne. An welcher Komponente es genau liegt - muss man Schritt für Schritt ablaufen.

  • Das habe ich vorhin auch kurz angeschaut als ersten Test - sah leider direkt über dem Tubusträger auch nicht sofort gut aus auf den ersten Blick. Irgendwo habe ich den kleinen Polzwischentubus, hoffentlich finde ich bald Zeit, dem genauer auf den Grund zu gehen. Schade, damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet, aber das ist ja auch das spannende an der ganzen Sache :D

  • Ich meine mit dem Poltubus kann man einfach etwas einfacher alle darunterliegenden Komponenten durchchecken.

    Das wäre nun der Pol-Tubus mit der restlichen DIK-Einrichtung zum Ergaval:

    Im Interphakoträger wimmelt es nur so von Umlenkprismen, die das ganze wie ein Kristall wirken lassen. Das System ist außerdem auch nicht für Pol gedacht.

    Hier hat man das Nomarski-Prisma einfach zwischen einem Telansystem wie beim alten DIK von Zeiss-West.

    Im Kondensor hat man dann auch noch das passende Prisma, damit es perfekt funktioniert.

    Kannst du denn Prismen herstellen/herstellen lassen. Wenn man deine gefragte Fokal-Länge wenigstens messen könnte an vorhandenen Prismen, wäre ein Nachbau höchst interessant. 8)

  • Ah die INKO-Anleitung hatte ich hier ja mal hochgeladen, hab sie selbst vor einiger Zeit nicht mehr gefunden :42:


    Im Prinzip ist der Interphako-Träger sicher nicht dafür gemacht, aber wie in https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jmi.12134 von den beiden Pipers gezeigt geht es auf jeden Fall (sie haben ja alle erdenklichen Kontrastvarianten an Mikroval gemacht und unglaublich schöne Ideen gezeigt):


    Prismen selbst herstellen kann ich leider nicht. In einem englischsprachigen Forum wurde versucht, die Sanderson-Prismen a lá Rathi et al., https://opg.optica.org/ao/abstract.cfm?uri=ao-59-11-3404 nachzubauen - das wäre was für Dich mit Deinen feinmechanischen Möglichkeiten und Fähigkeiten! Aber die dort, habe den Link leider nicht da, haben es nicht zu Erfolg gebracht.

    Ja, wie kann man nun die Fokallänge herausfinden? Ich habe noch keine gute Idee. Ein Zoomen mit dem Pankraten verändert nicht signifikant die Größe der Balken oder wie scharf sie erscheinen.

    Aber: Wenn man ein Prisma in den Poltubus legt, dann erhält man auch so einen Auslöschungsbalken in der Pupille. Nun nimmt man das Zweite und bringt es gleichermaßen orientiert (zB beide Auslöschungsbalken Ost-West) unter den Pankraten in vlt 2cm Abstand zur Blende. Wenn man jetzt am Pankrat zoomt - dann gibt es die Möglichkeit in der Pupille zumindest eher eine homogene Farbe zu erhalten anstatt einzelne Balken. Aber so richtig schwarz wie gewünscht wird das noch nicht. Ich habe aber auch noch nie einen richtig funktionierenden DIK gesehen, so dass ich keine Erfahrung habe.

    Tja, bisher bleibt es also Pröbelei - aber immerhin mit Spalt und nur einem Prisma schaut es schon sehr ähnlich aus wie im Shearing.

  • Da siehst du mal, was für wertvolle Dienste die Filebase doch ab und zu leistet! :99:

    Auf dieser Seite, wo du den Link gesetzt hast, war ich inzwischen mal. Aber so wie ich das dort verstanden habe, muß man für das Lesen des Artikels etwas bezahlen. :/

    Wenn man etwas versucht zu immitieren und das Original nicht kennt, ist das irgendwo doch keine gute Basis. Das mit dem homogenen Hintergrund ist nun eine Sache, aber ob dabei auch der plastische Effekt eintritt, wieder eine andere. Selbst wenn man die DIK-Einrichtung hat, kommt es immer noch zu der Erscheinung, daß es bei bestimmten Objektiven einer Apertur und Brennweite funktioniert, bei anderen aber wieder nicht oder durch Zufall bei Objektiven, die nicht für diese Prismenkombination vorgesehen sind.

  • Entschuldige, ich schicke dir die beiden Artikel mal privat. Wenn man über Unis im Netz ist, hat man häufig die Abos der Verlage, so dass man die paywall gar nicht mitbekommt.

    Hier hochladen möchte ich sie nicht, da vlt nicht ganz legal (PN an mich, wenn jemand sucht).

    Dafür bekomme ich aber einen Druck des Sanderson-Prisma-Halters falls Du Dich damit beschäftigen solltest ;)

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