Holzbestimmung mit dem Mikroskop: Bergahorn

  • Hallo zusammen,

    hier nun ein neuer kleiner Beitrag über ein weiteres Stück Holz aus einem Feuerholzstapel.

    Anfangs hatte ich überhaupt keine Ahnung was das sein könnte. Mit Hilfe des Bestimmungsschlüssels in dem Buch „Holzbestimmung mit dem Mikroskop“ von Bernd Miggel kam ich jedoch schnell auf die richtige Fährte.

    Bei der Bestimmung habe ich auch auf die Bücher „Microscopic Wood Anatomy“ von Fritz H. Schweingruber und „Die Hölzer Mitteleuropas“ von Dietger Grosser zurückgegriffen.

    Im Verlauf meiner Untersuchung war ich erst nicht ganz sicher, welche Ahorn-Art ich habe: Berg- oder Spitzahorn. Da ich zum ersten Mal Ahorn unter dem Messer hatte, wollte ich mir absolut sicher sein. Über die Blätter z.B. lässt sich die Art bestimmen, doch ein Blatt hatte ich nun mal nicht. Das Aussehen der Borke ist jedoch ebenfalls charakteristisch.

    Mein bearbeitetes Holzstück: Bergahorn (Acer pseudoplatanus).

    Die Borke hat ein schuppiges Aussehen und ist eher flach. Aufgrund der Dimension des Teilstückes muss der Gesamtdurchmesser bei etwas über 30 cm liegen.


    Die Borke des Spitzahorns sieht so aus:

    Statt der schuppigen Oberfläche weist die Borke in Längsrichtung tiefere Furchen auf. Erinnert etwas an die Borke einer Eiche.

    Hier ein Link zum Bergahorn: https://de.wikipedia.org/wiki/Berg-Ahorn

    Ein Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Ahornarten, aus mikroanatomischer Sicht, ist die Breite und Höhe der Holzstrahlen, doch dazu komme ich später.

    Kleine Würfel des Holzes habe ich ein paar Tage in Wasser gelagert, mittels Schlittenmikrotom geschnitten, gefärbt mit Etzold blau und eingebettet in Euparal.


    Querschnitt

    Zu sehen ist ein zerstreutporiges Holz mit einer deutlichen Jahresringgrenze (JG). Spätholzgefäße (SG) sind nur wenig kleiner als Frühholzgefäße (FG). Gefäße sind einzeln und in kleinen radialen Gruppen, mit bis zu 4 Gefäßen, angeordnet. Die Wachstumsrichtung im Bild verläuft von unten nach oben.



    Im Spätholz, direkt an der Jahresringgrenze, sind die Zellen des Holzgrundgewebes länglich-flach, dadurch lässt sich die Wachstumsgrenze gut erkennen. Holzstrahlen (HS) habe ich 1- bis 9-reihig vorgefunden. Parenchym (Pa) hier schon mal paratracheal spärlich.

    Der Gefäßdurchmesser im Frühholz liegt bei 50 - 90 µm. Das Holzgrundgewebe sieht unterschiedlich aus, es ist jedoch alles aus Libriformfasern aufgebaut.


    Im folgenden Bild ein 7- und ein 2-reihiger Holzstrahl. Die blaue Auskleidung in den Zellen des Holzgrundgewebes ist eine nichtverholzte und sich deswegen blau färbende Schicht. Dieses tritt im Zugholz auf, man bezeichnet diese Zellen als Reaktionsholz (RH).

    Interessant finde ich die Ansicht der 2 Gefäße in der Bildmitte: Das umgebende Holzgrundgewebe hat hier keine rote Farbe angenommen.


    Das Längsparenchym hat mich bei dieser Bestimmung etwas stärker beschäftig. Wie es scheint tritt es beim Ahorn etwas unregelmäßig auf, so unterscheiden sich auch die Aussagen in den mir zur Verfügung stehenden Büchern etwas.

    In Q4 sieht man ein paar Parenchymzellen an der Jahresringgrenze. Dieses habe ich ein paar Mal vorgefunden, somit bezeichne ich es auch als apotracheal marginal.


    In den folgenden 2 Ansichten möchte ich die Anordnung des Längsparenchyms zeigen.

    Zufälligerweise sieht man im ersten Bild sehr schön, wie die linken 3 Gefäße durch die intervaskularen Tüpfel (IvTü) verbunden sind.

  • Radialschnitt

    In der Mitte ein etwas über 20 Zellreihen hoher Holzstrahl. Gefäße haben einfache Durchbrechungen (EDB). Das Holzgrundgewebe besteht aus Libriformfasern (LF), es sind überall einfache Tüpfel vorhanden und keine Hoftüpfel.


    In R2 sind Spiralverdickungen (SV) in einem Gefäß sichtbar.


    Die intervaskularen Tüpfel (IvTü) in den Gefäßen stehen in alternierender (wabenartiger) Stellung.


    Die Ansicht R4 zeigt das Kreuzfeld (KF) mit den Kreuzfeldtüpfeln (KTü). Diese sind rund und haben eine Größe von 5 – 6 µm.


    Im polarisierten Licht zeichnen sich leichte Spiralverdickungen sogar in manchen Libriformfasern ab.


    Tangentialschnitt

    Jetzt schauen wir uns das Holz im 90° Winkel zum Radialschnitt an:

    Dadurch bekommt man einen genauen Überblick über die Anordnung der Holzstrahlen. Diese sind homogen aufgebaut. Die Breite liegt bei 1 – 9 Reihen, die Höhe bei bis zu 68 Zellen (ca. 0,8 mm) und die tangentiale Holzstrahlendichte liegt bei 5 – 8 Strahlen/mm.


    Durch die Beschaffenheit der Holzstrahlen kann man die 3 Ahornarten mikroanatomisch einigermaßen unterscheiden.

    Beim Feldahorn (Acer campestre) sind die Holzstrahlen 1 – 4-reihig, Spitzahorn (Acer platanoides ) bis 5-reihig und beim Bergahorn (Acer pseudoplatanus) sind sie bis 8 Zellreihen breit. Ganz sicher kann hierbei jedoch nur der Feldahorn von den beiden anderen unterschieden werden. Spitz- und Bergahorn ähneln sich schon sehr. Gut wenn man da auf ein anderes Bestimmungsmerkmal wie Blätter oder Rinde zugreifen kann.

    Bestimmt werde ich im Laufe der Zeit auch das Holz eines Spitzahorns bearbeiten können. Dann sehe ich selber wie der Unterschied ist, bzw. ob ich sie mittels Mikroskop unterscheiden kann.

    T2 zeigt die homogenen Holzstrahlen in der Vergrößerung genauer. Zwischen 2 Holzstrahlen lassen sich gerade noch ein Parenchymstrang und in dem Gefäß die zarten Spiralverdickungen erkennen.


    Das nächste Bild bringt eigentlich keine große weitere Info, die einseitig behöften Tüpfel (HETü) lassen sich jedoch schön erkennen. Die Behöfung liegt auf der Gefäßseite. Auf der anderen Seite, zu den Parenchymzellen hin, sind die Tüpfel ohne Hof aufgebaut.


    In T4 zeige ich auch noch die intervaskularen Tüpfel im Schnitt, durch welche Gefäße miteinander verbunden sind.

    Hier endet mein kleiner Bericht.

    Ich bin ja nun kein Botaniker und hoffe immer, dass ich nichts Falsches schreibe. Falls jemand „vom Fach“ meinem Geschriebenen mal etwas hinzufügen oder mich verbessern kann, würde ich mich über diese Ergänzung sehr freuen, wie auch über allen anderen Beiträge.

    Viele Grüße

    Detlef

  • Lieber Detlef,

    wieder mal hervorragend! Bei deinen Ausarbeitungen sieht man Details so klar und deutlich, wie in kaum einer anderen Dokumentation.

    Willst du als "Botschafter" für die Holzmikroskopie nicht eine kleine Arbeitsgruppe hier im Forum gründen? Das würde sich bestimmt für viele Interessierte lohnen.

    Herzliche Grüße

    Bernd

    Wenn du in Schwung bist, gelingt dir alles!

  • Hallo Bernd,

    das ist ja ein dickes Lob von dir, danke!

    Ein interessanter Gedanke, doch ich denke, dass sich eher wenige mit dem Thema beschäftigen.

    Das es hier in diesem Forum auch um die Holzmikroskopie geht, dürfte bereits vielen bekannt sein. Und bei allen Fragen rund um dieses Thema helfen wir bestimmt so gut wir können.

    Mir fehlt ein wenig das biologische Hintergrundwissen, so bin ich doch nur als Chemielaborant unterwegs. Bei mir kommen auch ab und zu Fragen auf, zu welchen ich keine Antwort finde.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn ich auch mal andere Ausarbeitungen oder Bilder als meine sehen würde. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele denken, Holz ist zu schwer zu bearbeiten. Doch das ist gar nicht so, ich schaffe das ja auch.

    Wenn sich mehrere mit dem Thema beschäftigen würden, könnte man hier ja schon mal den Themenbereich "Holzmikroskopie" als Ordner erstellen, dass würde doch bestimmt gehen.

    Schauen wir mal, wie es weitergeht.

    Auf jeden Fall bin ich im Thema und mache weiter so lange wie's geht ;)

    Herzliche Grüße

    Detlef

  • Wenn sich mehrere mit dem Thema beschäftigen würden, könnte man hier ja schon mal den Themenbereich "Holzmikroskopie" als Ordner erstellen, dass würde doch bestimmt gehen.

    Oder wir taufen das Board "Mikroskopie" einfach um in "Holzmikroskopie". ;)

    Aber irgendwo ist es schon etwas schade, daß Detlef auf diesem Gebiet hier als Einzelkämpfer arbeitet.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Detlef,

    Danke für den schönen Beitrag
    Im Februar wenn ich aus dem schönen,warmen Vietnam zurück bin, nehme ich dir ein paar Zweige mit.
    Ich bin dann gespannt auf die Auswertung.

    lg, Franz

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    Die Welt wäre so schön wenn Frauen so einfach gestrickt wie die Maxwellschen Gleichungen wären --
    Mann könnte dann Störfelder berechnen und Wellen, Phasen und Ströme ....
    und die Harmonischen ganz leicht checken..

    http://interphako.at

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