Hallo zusammen,
es wird mal wieder Zeit für einen Ausflug ins „Holz“, also ins Reich der mikroskopischen Holzbestimmung.
Ein Stück Feuerholz aus dem Stapel eines guten Bekannten … es handelt sich um das Holz der Roteiche.
Die Roteiche (Quercus rubra) ist an ihren gezackten, spitzen Blattspitzen sicher von der Stieleiche zu unterscheiden. Diese bei uns nicht heimische Baumart kommt ursprünglich aus Kanada bzw. der USA und wurde eingeführt, da sie aufgrund der tollen Blattfärbung im Herbst, in Parks sehr beliebt war. Forstwirtschaftlich wurde sie ebenfalls genutzt.
Hier ein Link zu weiteren Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Roteiche
Für meine Untersuchung verwendete ich Material von einem 14 cm dicken Ast.
Vor dem Schneiden musste ich die Holzwürfel ein paar Stunden in verdünnter Essigsäure kochen.
Geschnitten am Schlittenmikrotom, gefärbt mit Etzold blau und eingedeckt in Euparal.
Und los geht’s…
Querschnitt
Zu sehen ist ein deutlich ringporiges Holz, die Frühholzgefäße (FG) sind erheblich größer als die Spätholzgefäße (SG). Die Wachstumsrichtung im folgenden Bild verläuft von unten nach oben. Bei dieser geringen Vergrößerung fällt auf, dass die Zellen des Holzgrundgewebes an den Gefäßen andere sind, als die Zellen in den Bereichen, in denen keine Gefäße sind. Gefäße sind von Fasertracheiden (Tr) umgeben, gefäßfreie Bereiche bestehen aus Libriformfasern (LF).
Die Jahresringgrenze (JG) ist deutlich ausgeprägt. Im Gegensatz zur Stieleiche sind die Frühholzgefäße der Roteiche nur selten vertyllt, in Spätholzgefäßen habe ich ein paar Mal Thylle (Th) gefunden.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zur Stieleiche ist die Anordnung der Spätholzgefäße: Bei der Roteiche in radialen Reihen. Die Stieleiche hat hier große breite Bereiche.
Holstrahlen (HS) sind einreihig und vielreihig. Die sehr breiten Holzstrahlen im Bild sind leider sehr dunkel abgebildet, woran das liegt, kann ich nicht sagen.
Frühholzgefäße haben eine Größe von ca. 350 µm und Spätholzgefäße so um die 20 – 40 µm.
Das zweite Bild zeigt einen genaueren Blick auf die Jahresringgrenze. Es ist sehr viel Längsparenchym (PA) vorhanden: apotracheal diffus, diffus-gehäuft, netzig und paratracheal spärlich bis fast vasizentrisch (sieht man sich die Frühholzgefäße genauer an). Nachtrag: Im Nachgang habe ich mir den Querschnitt erneut angeschaut und habe meine Meinung geändert. Die Parenchymzellen, welche die Gefäße umschließen, stammen wohl aus dem Holzstrahlenparenchym und nicht aus dem Längsparenchym. Man sieht wie der Holzstrahl auf ein Gefäß zuläuft und dann um das Gefäß herumgeführt wird. Somit ist kein die Gefäße scheidenartig umschießendes (vasizentrisch) Längsparenchym vorhanden.
Im breiten Holzstrahl zwei Kristalle (Kr), welche oft zu finden sind.
Die Roteiche lässt sich mikroanatomisch sicher von der Stieleiche unterscheiden. Neben den bereits erwähnten Merkmalen ein weiteres: Spätholzgefäße der Roteiche sind sehr dickwandig. Dieses ist bei der Stieleiche nicht der Fall.
Wenn man genau hinsieht, lassen sich in den Zellwänden der weitlumigen Zellen des Holzgrundgewebes Hoftüpfel (HTü) erkennen. Fasertracheiden besitzen Hoftüpfel und Libriformfasern einfache Tüpfel.
Endlich hat sich das Parenchym komplett mal so gefärbt wie es soll: ordentlich blau!
Im polarisierten Licht sind leicht Kristalle zu finden. Oft sind diese im Holzstrahlenparenchym in Reihen angeordnet.
Die folgende Ansicht zeigt einen Ausschnitt eines Frühholzgefäßes. Zu sehen sind sackartige Auswüchse von Parenchymzellen, welche direkt am Gefäß anliegen. Hieraus bildet sich Thylle im Gefäß. Diese kann Gefäße vollkommen verschließen. Bei der Roteiche findet dieses Wachstum in den Frühholzgefäßen nicht bzw. selten statt.
In den Zellwänden der Fasertracheiden sitzen Hoftüpfel, hier sogar im Doppelpack.
Radialschnitt
Im Radialschnitt ist ein horizontal verlaufender, 12 Zellereihen hoher, homogener Holzstrahl zu sehen. Links-mittig ein Gefäß und auf der rechten Seite mehrere apotracheale Parenchymstränge.
R2 zeigt deutlich eine einfache Durchbrechung (EDB), mit welcher Gefäße untereinander verbunden sind.
Ein generell wichtiges Bestimmungsmerkmal ist die Größe und Form der Kreuzfeldtüpfel (KTü), hier zwischen 4 – 8 µm. Diese Tüpfel verbinden das Holzstrahlenparenchym mit einem Gefäß. Dieser Bereich wird Kreuzfeld (KF) oder auch Kreuzungsfeld genannt (das habe ich bestimmt schon mal geschrieben).
Nun noch eine nette Ansicht, in welcher kleine Thylle-Kugeln in einem Gefäß zu sehen sind. Ich gehe davon aus, dass ich hier ein großes Gefäß angeschnitten habe und in der Mitte etwas stehengeblieben ist. Es können aber auch 2 nebeneinander liegende Gefäße sein.