Holzbestimmung mit dem Mikroskop: Zitterpappel

  • Hallo zusammen,


    ich lade Euch ein, an einem kleinen Ausflug in das Gebiet der mikroskopischen Holzbestimmung teilzunehmen.

    Heute geht es um das Holz einer Zitterpappel.


    Im letzten Jahr bekam ich ein dünnes Stück (7cm) einer Zitterpappel (Populus tremula), welche auch unter den Namen „Aspe“ oder „Espe“ bekannt ist.


    Die Laubblätter besitzen einen längeren Blattstiel und so bewegen sich die Blätter bereits bei leichtem Wind. Daran kann man diese Baumart von weitem leicht erkennen. Der Ausspruch: “Du zitterst ja wie Espenlaub“, rührt von dieser Eigenart her.

    Gerne schaue ich mir die Blätter von dem Holz an, welches ich bearbeite, in diesem Fall war das leider nicht möglich.


    Dafür hier ein Blick auf das Holzstück mit der Rinde:


    Die Rinde der jungen Espen ist glatt, gelblich-braun und geht später nach grau über. Charakteristisch sind die rautenförmigen Korkwarzen, welche bei meinem Stück allerdings erst vereinzelt zu sehen sind. Das Holz ist im getrockneten Zustand eher leicht, hat also eine geringe Rohdichte.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Espe

    Die Holzschnitte habe ich mit dem kleinen Tischmikrotom angefertigt, mit Etzold blau gefärbt und in Euparal eingedeckt.


    Querschnitt

    In der Übersichtsaufnahme des Querschnitts sieht man die Anordnung und Verteilung der Gefäße, sowie die Jahresringe. Die Jahresringgrenze (JG) ist sehr deutlich auszumachen.

    Bei der Pappel handelt es sich um ein zerstreutporiges Holz. Der Durchmesser der Frühholzgefäße (FG) ist nicht signifikant größer als der Durchmesser der Spätholzgefäße (SG), mit einem, meiner Meinung nach, leichtem Hang zur Halbringporigkeit, da die Gefäßdichte im Frühholz erheblich höher ist als im Spätholz.


    Die kleinen Gefäße, im Frühholz um die 70 µm, sind sehr häufig in radialen Gruppen angeordnet, im Spätholz bis zu 7 in einer Reihe. Es sind nur einreihige Holzstrahlen (HS) zu sehen.

    In der Literatur über dieses Holz ist zu lesen, dass in den Gefäßen öfters Thylle vorhanden ist. Dieses habe ich nicht gesehen. Evtl. könnte ein Gefäß im folgenden Bild rechts unten vertyllt sein (ist mir beim Einstellen dieses Berichts gerade aufgefallen).




    Im Holzgrundgewebe, welches aus Libriformfasern besteht, hat sich sehr viel Reaktionsholz (RH) gebildet, zu sehen an der blauen Auskleidung der Zellen.


    Parenchym (Pa) ist nur sehr wenig vorhanden, lediglich an der Jahresringgrenze habe ich welches gefunden, also apotracheal marginal.

    Zwischen aneinandergrenzenden Gefäßen sind in der Gefäßwandung viele geschnittene Hoftüpfel (HTü) zu sehen, die intervaskularen Tüpfel.


    Radialschnitt

    In der Mitte ein homogener Holzstrahl, welcher 21 Zellen hoch ist. Gefäße sind miteinander durch einfache Durchbrechungen (EDB) verbunden. Mitten im Bild sind im Holzstrahl, im über einem Gefäß liegenden Bereich, die Kreuzfeldtüpfel (KTü) zu sehen.


    R2 zeigt eine etwas detailliertere Ansicht. Die intervaskularen Tüpfel (IvTü) in den Gefäßwänden sind alternierend angeordnet.

    Interessant, dass nicht alle Zellen der Holzstrahlen, welche über einem Gefäß liegen, mit Kreuzfeldtüpfeln bestückt sind.


    Die nächste, mit einem 63er Objektiv aufgenommene Ansicht zeigt, die großen, runden – ovalen Kreuzfeldtüpfel. Diese, in dem Kreuzfeld (KF) liegenden Tüpfel (Verbindung zwischen dem Strahlenparenchym und den Gefäßen), habe eine Größe von 8 – 10 µm.



    Die Sache mit den eher selten anzutreffenden Kreuzfeldtüpfeln möchte ich noch einmal kurz beleuchten: Bis auf ein paar Ausnahmen weist das Holzstrahlenparenchym nur in den Zellreihen am Rand der Strahlen diese Tüpfel auf. Dieses habe ich bisher noch bei keiner anderen Holzart gesehen.


    Tangentialschnitt

    Holzstrahlen sind lediglich eine Zellreihe breit und homogen, alle Zellreihen habe die gleiche Höhe. Die tangentiale Holzstrahlendichte beträgt im Durchschnitt 15 Strahlen/mm. Die Höhe der Strahlen liegt bei max. 30 Zellen.


    In der letzten Aufnahme sind geschnittene, einfache Durchbrechungen zu sehen, durch welche die Gefäße in senkrechter Richtung verbunden sind. Waagerecht sind sie miteinander durch die intervaskularen Tüpfel verbunden. Leider liegen hier nicht alle in der Fokusebene.

    Danke für’s Anschauen und weiterhin allen einen schönen Restsonntag!

    Gruß Detlef

  • Hallo Detlef,

    wieder eine hervorragende Darstellung!

    Zu erwähnen wäre noch, dass aus mikroskopischer Sicht das Holz der Weide (Salix) dem der Pappel (Populus) sehr ähnlich ist. lediglich bei den Holzstrahlen gibt es einen Unterschied:

    • Pappel: Holzstrahlen homogen,
    • Weide: Holzstrahlen heterogen.

    Viele Grüße

    Bernd

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