Holzbestimmung mit dem Mikroskop: Efeu

  • Hallo zusammen,

    in meinem heutigen Bericht geht es um die mikroskopische Holzbestimmung des Gemeinen Efeu, Hedera helix.

    Oft bekommt man vom Efeu nur eher dünne Sprossachsen. Ich hatte dagegen Glück und konnte auf ein verholztes Stück im Durchmesser von 7 cm zurückgreifen. Gut wenn etwas gefällt werden muss! :99:

    In unserer Nachbarschaft drohte ein mit Efeu bewachsener, schon mehrere Jahre toter Apfelbaum umzustürzen.


    Solch einen wertvollen Lebensraum zu beseitigen ist schon schade, da der Pavillon jedoch aktiv genutzt wird und vom Baum bereits deformiert wurde, blieb aus sicherheitsrelevanten Gründen keine andere Wahl.

    Interessant finde ich, dass sich bei der Baumwinde mit den Jahren die Blätter verändern: Beginnt Efeu im Alter zu blühen, zeigen die Blätter ein eiförmig, längliches Aussehen und sind nicht mehr handförmig gelappt.


    Über Efeu gibt es eine Menge zu lesen, hier zum Beispiel: https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Efeu

    Die folgenden Schnitte sind noch nicht mit meinem neuen Schlittenmikrotom, sondern wie bisher am kleinen Tischmikrotom mit dem SHK-Klingenhalter geschnitten, mit Etzold blau gefärbt und in Euparal eingedeckt.

    Meiner Meinung nach sind die Aufnahmen teilweise recht interessant, weichen sie doch etwas von den mir vorliegenden Vorlagen ab.


    Querschnitt

    Zu sehen ist ein zerstreutporiges Holz mit einer leicht girlandenartigen, deutlichen Jahresringgrenze (JG). Die Wachstumsrichtung im Bild verläuft von unten nach oben.

    Die Holzstrahlen (HS) habe ich in einer Breite von 1 – 28 Reihen angetroffen. Die extrem breiten HS sind sehr hoch. Meistens sind sie jedoch um 5 bis etwas darüber Zellreihen breit.

    Die in tangentialen Gruppen ausgerichteten Gefäße haben ein rund bis ovales, leicht eckiges Aussehen und besitzen im Frühholz (FG) einen Durchmesser von max. 120µm.


    In Q2 sind ein einreihiger und ein fünfreihiger Holzstrahl zu sehen. Axialparenchym (Pa) ist wenig vorhanden, apotracheal diffus und paratracheal spärlich.


    Im vorherigen Bild ist Euch bestimmt der Unterschied der Zellen im Holzgrundgewebe aufgefallen. In der Vergrößerung hier deutlicher zu sehen:

    Dickwandige Libriformfasern (LF) mit den einfachen Tüpfeln (ETü) und dünnwandige Tracheiden (Tr) mit großen erkennbaren, geschnittenen Hoftüpfeln (HTü) in den Zellwänden.


    Radialschnitt

    Mitten im Bild ein fast 30 Zellreihen hoher Holzstrahl. Die Gefäße besitzen einfache Durchbrechungen (EDB) und zu meiner Überraschung sehr viel Thylle. Lediglich in dem Buch: „Microscopic Wood Anatomy“ von Fritz H. Schweingruber wird erwähnt, dass die Poren des Efeu oft wandartige Thyllen besitzen.


    R2 zeigt einen mit Picolay erstellten Stack, bei dem die Thylle, ein Auswuchs aus einer benachbarten Parenchymzelle, durch einen Tüpfel in das Gefäß hineinwächst.


    Liegt ein Holzstrahl über einem Gefäß, stehen diese durch die sogenannten Kreuzfeldtüpfel (KTü) miteinander in Verbindung. Diese sind beim Efeu rund bis oval und relativ groß, 7 – 15 µm. Einfache Tüpfel verbinden die Zellen des Holzstrahlenparenchym untereinander.


    Die intervaskularen Tüpfel (IvTü) in den Gefäßen stehen in alternierender (wabenförmiger) Stellung.


    Im Radialschnitt hier noch einmal ein Blick auf das Holzgrundgewebe: In der rechten Bildhälfte dünnwandige Tracheiden mit in den Zellwänden sitzenden, geschnittenen Hoftüpfeln. Linksseitig Libriformfasern mit sehr dicken Zellwänden.

  • Und dann habe ich eine streifenförmige Struktur in mehreren Gefäßen gefunden. Hierbei handelt es sich nicht um Spiralverdickungen.


    Mit schräger Beleuchtung sieht es so aus, als ob die Gefäßwand in der folgenden Aufnahme unbeschädigt ist. Es sind sogar ein paar Hoftüpfel zu erkennen. Handelt es sich hier um eine leiterförmige (scalariforme), intervaskulare Tüpfelung? In dem Buch von Dietger Grosser „Die Hölzer Mitteleuropas“ ist beim Efeu zu lesen: „Gegen die benachbarten Gefäße und Tracheiden ziemlich häufig mit großen, fast die gesamte Wandbreite einnehmenden linearen Tüpfeln, zwischen denen nur schmale Wandleisten stehen geblieben sind.“



    Hier eine Ansicht mit fast gekreuzten Polfiltern.


    Tangentialschnitt

    Als Erstes ein Schnitt in der Übersicht: Das Holzgrundgewebe verläuft wie in Bahnen durch die Holzstrahlenstapel. Erstaunlich auch die Menge an Thylle in den Gefäßen. Diese Ansicht habe ich auch zum Auszählen der tangentialen Holzstrahlendichte verwendet. Diese liegt bei 5 – 9 Strahlen/mm. Die Höhe der Strahlen liegt bei bis zu 65 Zellen, und die Breite meist bei 5 – 8, mit ein paar sehr breiten Ausnahmen.


    Nun betrachten wir den Aufbau etwas näher. Holzstrahlen sind meist homogen, bis auf ein paar heterogene mit hohen Kantenzellen (KZe) wie in der Mitte zu sehen ist. Weiterhin ist ein axialer Parenchymstrang zu sehen und erneut das unterschiedliche Holzgrundgewebe.


    In T3 ein Blick auf 2 vertyllte Gefäße.


    Mitunter sind sehr breite Holzstrahlen zu finden, welche einen Interzellulargang (IZG) aufweisen. Links schwach abgebildet, eine einfache Durchbrechung.


    Ich beende meinen Bericht mit einem weiteren Tangentialschnitt, welcher meiner Meinung nach noch einmal eine interessante Ansicht zeigt.

    Zu sehen ist ein vertikal verlaufender Parenchymstrang, in dessen Wandung sehr schön geschnittene, einfach behöfte Tüpfel zu sehen sind. Meiner Meinung nach ist die Zelle rechts daneben eine Tracheide (von der Größe her).

    An der Parenchymseite ist der Tüpfelkanal, auf der Tracheidenseite die Behöfung des Tüpfels. Weiter oben ist zu sehen, wie aus den Tüpfeln Thylle in die benachbarte Zelle wächst. Also blasenförmige Auswüchse aus einer parenchymatischen Zelle, welche durch die Tüpfelhöhle in die Nachbarzelle hineinwachsen. Ich dachte, dass dieses nur Gefäße betrifft. Hier sieht es jedoch so aus, als ob Thylle in eine Tracheide hineinwächst.

    Ich habe gelesen, dass es eine Thyllenbildung in Fasertracheiden von Magnoliaceen gibt.

    Evtl. ist das hier ebenso.

    Nun ist meine Bilderflut zu Ende.

    Schönen Dank für die Aufmerksamkeit an alle, welche es bis hierhin geschafft haben!

    Wie immer bin ich für Kritik jeder Art aufgeschlossen.

    Viele Grüße

    Detlef

  • Hallo Detlef,

    eine sehr saubere, gründliche Ausarbeitung, herzlichen Dank dafür!

    Du zeigst ein Detail, das ich für diese Holzart in keiner der mir zur Verfügung stehenden Literatur finde: die stark verlängerten "leiterförmigen" intervaskularen Tüpfel. Auch die Verthyllung und die einseitig behöften Tüpfel sind sauber im Schnitt zu sehen, einfach vorbildlich.

    Viele Grüße

    Bernd

    Wenn du in Schwung bist, gelingt dir alles!

  • Hallo Bernd,

    Danke für Deine lobende Worte!

    Ich war auch sehr überrascht und erstaunt als ich die Schnitte untersucht hatte.

    Da wird es wohl einen Unterschied zwischen dünnen und dicken Durchmessern, also jungem und altem Holz, geben.

    Es freut mich, dass ich ein wenig zum Wissen über den Aufbau der Hölzer beitragen kann.

    Viele Grüße

    Detlef

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