Amphipleura im Trockenen

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    Hallo zusammen,

    nach den Experimenten mit der Surirella nun der Versuch, eine Amphipleura mit einem Trockenobjektiv ohne Immersion zwischen Frontlinse und Deckglas aufzulösen.

    Es sieht zwar etwas bescheiden aus, aber man erkennt schon die typische Struktur, die man bei visueller Beobachtungen nicht sehen und mit der Farbkamera nicht aufnehmen könnte.


    Neofluar 63/0,9 mit Deckglaskorrektur. SW/Kamera, Wellenlänge 365nm.

  • Hallo Bernd,

    schöne Aufnahme und interessant zu sehen was mit verkürzter Wellenlänge und Kamera ohne Filter machbar ist!

    Ich hatte mich die Tage genau mit der gleichen Diatomee beschäftigt. Ich finde die ist echt eine harte Nuss. Besonders die Strukturen entlang der Achse.

    Für die RFB habe ich noch keine Zeit gehabt. Das müsste ich bei diese hier auch mal testen wenn die mal soweit ist.

    Hier mal mein Versuch mit schräger Beleuchtung parallel zur Längsachse. Senkrecht zur Längsache löse ich die Struktur nicht auf. Genutzt habe ich einen Blaufilter und dann entferbt:

    Ich bin auf weitere Ergebnisse dieser Diatomee gespannt.

    Viele Grüße,

    Marcel

  • Hallo Bernd,

    sorry gestern war ich etwas in Eile. Ich merke auch gerade, dass man in meinem ersten Bild die Strukturen kaum wahrnehmen kann, deshalb hier nochmal eine Vergrößerung des mittleren Bereichs:

    Aufgenommen habe ich es mit dem Zeiss Opton Ph100 (Äquivalent zu PH3 bei der neuen Zeiss Nomenklatur) 100/1,25 Öl. Mit Öl immegriert. Kondensor ist wieder der standard W-Stativ PH-Kondensor im Hellfeld mit schräger Beleuchtung. Sony NEX 5N Kamera. Es war ein einfaches Blauglas zur Fabrkonversion im Einsatz. Alles keine optimalen Bedingungen, aber ich bin froh, dass ich zumindest die Strukturen senkrecht zur Längsachse auflösen konnte.

    Viele Grüße,

    Marcel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marcel,

    ganz so übel ist es nicht und zumindest schon ein Ansatz. Wenn es geht, könntest du mal das Präparat versuchen zu drehen, was natürlich nur mit dem Drehtisch geht. Aber wenn du erstmal mit der passenden Zentralblende soweit bist, klappt es auch ohne Filter oder mit einem Grünfilter zur besseren Kontrastierung.

    BG

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    Wenn es geht, könntest du mal das Präparat versuchen zu drehen, was natürlich nur mit dem Drehtisch geht.

    Beim Ph-Kondensor kann ich ja in der Hellfeld-Stellung das Licht aus jedem Winkel und aus unterschiedlichen Entfernungen schielen lassen, ich glaube das der Effekt äquivalent ist zu der Drehung des Objekts, oder?

    Bei der RFB bin ich dran. Ich habe es so verstanden, dass die Blende im Idealfall in der Nähe der Aperturblende des Kondensors liegt. Das ist bei meinem Kondensor nicht so einfach zu realisieren, da er nicht wie andere Kondensoren freie Plätze für zusätzliche Blenden hat. Deshlab habe ich einen Adapter erstellt der die RFB-Blende zur Aperturblende bringen soll. Wie Detlef mir es letztens im Surirella Elegans Fred erklärt hatte, werde ich dann zusätzlich die Aperturblende nutzen um den Ring zu "erzeugen". Der Bereich an der Aperturbelende ist recht beengt, was die Sache mit der RFB-Blende etwas erschwert.


    Jetzt geht es an die Erzeugung der Blenden. Das ist mit viel testen verbunden und braucht etwas Zeit.

    Viele Grüße,

    Marcel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marcel,

    genau sowas habe ich für meinen PH-Kondensor für die Einschraubhifslinsen auch schon gemacht. Vorher als Messing-Drehteil mit passenden Gewinde dran, später mal per 3D-Drucker. Wenn man einen passenden Absatz dran hat, lassen sich runde Deckgläser einsetzen als Träger für die gewünschten Blenden.

    BG

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    in Messing wäre mir natürlich auch lieber. Ist dann praktisch die Luxus-Version.

    Wenn man einen passenden Absatz dran hat, lassen sich runde Deckgläser einsetzen als Träger für die gewünschten Blenden.

    Schau mal, meinst Du mit dem Absatz so in etwa? Ist auf meinem oben gezeigten Bild etwas schlecht zu sehen:

    Eine weitere Möglichkeit wäre es den oberen Teil des Adapters als Verschraubung zu realisieren, dann benötigt man nur einen Adapter und kann die Passende Blende einfach aufschrauben.

    Als Blenden habe ich hier schon von Dir und anderen Forumsmitlgiedern unterscheidliche schöne Lösungen im Forum gesehen. Ich werde es mal folgnedermaßen probieren:

    Auf Overheadfolie habe ich bei meiner örtlichen Druckerei ein Art Zielscheibenmuster in unterschiedlichen Skalierungen drucken lassen. Die haben da einen Riesen Drucker der ziemlich hohe Auflösungen realisieren kann. Ich werde dann für jedes Objektiv eine Blende mit einem Permanentmarker unter dem Stemi "ausmalen". Praktisch malen nach Zahlen. ^^ Mittlerweile liegen in meiner Schublade ein dutzend Permanentmarker die ich ausgetestet hatte bis ich den richtigen gefunden habe der auch wirklich die Folie deckt. Dank der sehr dünnen spitzen von bis zu 0,05mm ist auch präzises Ausmalen möglich.

    Ich muss jetzt erstmal die Größenordnung der Blenden finden. Die PH-Blenden können da wohl als Orientierung helfen.

    Wann genau eine RFB richtig funktioniert weiß ich noch gar nicht so recht. Gibt es da irgend eine Art Testverfahren?

    Entschuldige, dass ich Deinen Faden jetzt mit meine Bastelleien zugespammt habe. Vielleicht soll ich lieber einen Neuen öffnen.

    Viele Grüße,

    Marcel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marcel,

    Entschuldige, dass ich Deinen Faden jetzt mit meine Bastelleien zugespammt habe. Vielleicht soll ich lieber einen Neuen öffnen.

    du gehörst wohl auch zu denen, die meinen, hier kann man es ja machen. Woher nur diese Unart? :99:

    Also der Absatz ist schon so wie ich es meine. Man kann dort passende runde Deckgläser reinlegen, Folienscheiben, die vorher bedruckt und nachgemalt wurden oder auch Blenden, die mit dem 3D-Drucker erstellt wurden. Als Minimaldurchmesser kann man den Durchmesser der PH3-Blende ansetzen. Darüber gibt es einen Maximaldurchmesser, bei dem kein Licht mehr durchkommen kann, auch nicht für Dunkelfeld.

    Dazwischen läßt sich eben gut mit Blenden in 0,5mm-Durchmesser-Schritten experimentieren. Wenn sie dicht an der Iris platziert werden können, kann man mit ihr noch zusätllichen einen dünnen Spalt erzeugen, um den Kontrast zu steigern. Ähnlich wird das beim variablen Phasenkontrast von CZJ gemacht, Über das Phasenrohr/Bertranllinse läßt sich die Wirkungsweise recht gut beobachten.

    Beste Grüße

    Bernd

  • Woher nur diese Unart?

    Habe ich mir hier abgeguckt, dachte es wäre hier Sitte, bin also vollkommen unschuldig. :D

    Danke für die ausführliche Erklärung!

    Ich werde dann später mal eine Faden öffnen, natürlich nur falls Interesse besteht.

    Bisher hielt sich das Interesse an meine Basteleien hier ja Grenzen. :D

    Viele Grüße,

    Marcel

  • Hallo zusammen,

    da mir Bernd sein Segen gegeben hat, dass ich hier in seinem Fotofaden doch ein wenig über meine Bastelleien sinnieren darf, möchte ich mal kurz und schnell meine Ergebnisse zeigen, die mich leider nicht so sehr überzeugt haben. Leider sind die apikalen Strukturen der Amphipleura verbrogen geblieben trotz funktionierender RFB.

    Ich habe mir, anders als zuvor gezeigt, die Blenden in unterschiedlichen Druchmessern schnell per 3D-Druck gefertigt. Als Orientierung nahm ich die Abmessungen der PH3-Blende im Kondensor:

    Das ging problemlos und eine Verbesserung der schiefen Beleuchtung konnte ich direkt festellen bei einem Präparat bei dem 2 Amphipleura gekreuzt vorhanden waren. Bei Nutzung der schrägen Beleuchtung wären die transapikalen Strukturen nur bei einer Amphipleura sichtbar gewesen. Nämlich bei der Diatomee bei der die schiefe Beleuchtung parallel zur Längsache leuchtet. Hier bei der RFB waren die Strukturen jedoch gleichzeitig bei beiden Diatomeen deutlich und kontrastreich sichtbar. Somit war die Mühe also nicht ganz umsonst:

    Zeiss Opton 100/1,25 PH100, Zeiss Opton 1,2 nA PH-Kondensor HF-RFB, O3-FIlter, Zeiss SKPL 10x, Sony NEX-5N Pentax 40mm 2,8 Pancake. Objektiv und Kondensor in Öl immegriert.

    Ich habe in meinem Setup wohl einige Nadelöhre, die ich jetzt langsam und stetig beseitigen werde. An erster Stelle probiere ich mal eine UV-Lichtquelle mit der kürzeren Wellenlänge von 365nm. Weiterhin muss ich mir wohl einen 1.4 nA. Kondensor zulegen um die Apertur meiner 100er Objektive ausnutzen zu können. Das gestaltet sich leider schwierig bei meinem W-Stativ.

    Wenn das alles nichts bringt, kommt noch eine monochrome Kamera ins Haus oder ich "kastriere" eine DSLR um ihren IR-Cut-Filter und Beyermaske. Mal schauen.

    Eins steht jedoch fest: wenn man stundenlang versucht die Optik am Mikroskop so einzustellen, dass die Strukturen der Amphipleura endlich kontrastreich sichtbar werden, erschlagen einem regelrecht die groben Strukturen der anderen Diatomeen die zufälligerweise im Sichtfeld erscheinen. ^^

    Viele Grüße,

    Marcel

  • Hallo zusammen,

    so ich glaube ich habe es nun endlich geschafft, auch mit bescheidenen herkömliche Mitteln die Poren ansatzweise aufzulösen. Was war das für eine Geburt. Die transapikalen Strukturen sind leicht aufzulösen. Die Apikalen sind eine Herausforderung.

    Die Einzelaufnahme ist ohne jeglichen Farb- oder Interferenzfilter entstanden, nur LED-Licht, Zentralblende für COL, herkömicher Polfilter aus dem Fotobereich von Hama und der eingebaute Analysator des Optovars.

    Zwei Besonderheiten habe ich jedoch angewandt, die ich bisher nirgends gelesen hatte und auf die ich durch Zufall gestoßen bin:

    Beim Umklappen der Großfeldlinse meines Lampehauses habe ich bemerkt, dass das Bild ab einen bestimmten Winkel zwar dunkler wurde jedoch auch kontrastreicher und es offenbarten sich ein paar mehr Details. Hinzu kommt, dass ich den Polfilter nicht plan in der optischen Achse gelegt hatte sondern um ca. 40 bis 30° geneigt (trotzdem noch in gekreuzter Stellung). Dieser bedeckte somit nur einen Teil des Bildes (im Phasenrohr betrachtet) somit kam nicht nur polarisiertes Licht auf den Kamerasensor. Auf solche Klöpse kommt man nur wenn man schon total verzweifelt ist und nur noch rumprobiert. Naja geschadet hatte es nicht. ^^

    Das leichte Umklappen der Großfeldlise könnte deshlab was gebracht haben, da die Linse in der schiefen Stellung wie ein aufspaltendes Prisma arbeitet. Somit gelangt an der richtigen Stelle nur Licht mit einer bestimmten Wellenlänge (vermutlich kurzwelliges Licht). Das ist aber nur eine Vermutung.

    Zum Einsatz kam wieder das W-Stativ mit seinen PH-Kondensor, Zeiss Opton PH 100 1,25 Öl. Sowhol Kondensor als auch Objektiv waren Immegriert. 10x S-KPL und die alte unmodifizierte Sony Nex-5N mit dem Pentax Pancake 2,8 40mm Objektiv. Im Lampenhaus war einen Cree XML-T6 (6500K) verbaut. Bei gekreuzter Stellung lag die Diatomee in 45°-Stellung zum Polkreuz (Schattierungen im Phasenrohr).



    So, und jetzt dürfen alle Leser hier mal kurz innehalten. Die nächste Fotografie entand 1891(!) von Prof. Van Heurck:


    Quellen:

    *Carpenter, William Benjamin, The microscope and its revelations, 1891 https://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/ECHOdocuView?u…Q1YA/index.meta

    https://baertierchen.de/feb2004.html Sehr informative Seite!

    Erschöpfte Grüße,

    Marcel

    Einmal editiert, zuletzt von cesarius (24. Mai 2021 um 16:55)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marcel,

    gratuliere zu deinen Fortschritten! :97: :78: :97: :78: :97:

    Auf die Idee, den Polarisator oder Analysator mal anzukippen, bin ich noch nicht gekommen. Werde ich aber bei Gelegenheit mal antesten.

    Hinzu kommt, dass ich den Polfilter nicht plan in der optischen Achse gelegt hatte sondern um ca. 40 bis 30° geneigt (trotzdem noch in gekreuzter Stellung). Dieser bedeckte somit nur einen Teil des Bildes (im Phasenrohr betrachtet) somit kam nicht nur polarisiertes Licht auf den Kamerasensor.

    Das liegt eben daran, daß das Auslöschungskreuz in der Austrittpupille bei hohen Aperturen diese eben nicht ausfüllt. Beschrieben ist das im Beyer-Riesenberg (Handbuch der Mikroskopie) auf Seite 201/202.

    Es könnte sein, daß es allein dadurch schon zu einer ringförmigen Beleuchtung kommt, bei der das Auslöschungskreuz wie eine Zentralblende wirkt.

    Deine Großfeldlinse dürfte eine ähnliche Funktion haben wie die berühmte Hilfslinse bei den Zeiss-Standard Modellen. Bei meinen ersten Versuchen mit einem alten Zeiss Universal (Hammerschlagausführung) wollte mir die Auflösung auch nicht gelingen, bis ich dahinterkam. die Hilfslinse mal auszuklappen. Am GFL ist das dagegen egal, aber dort ist der Abstand des Kollektors zur LFB auch viel kürzer.

    Mit welchen Aufbau es 1981 bereits geschafft wurde, die Auflösung zu erzielen, wäre mal ganz interessant zu erfahren. Ich tippe aber mal auf eine externe Standleuchte(Köhlerleuchte) und einem Umlenkspiegel. Die Ausleuchtung ist dabei mitunter besser als über die modernen EInbauleuchten. Der Nachteil ist eben der Platzbedarf und der Justageaufwand.

    Dann noch weiterhin frohes Experimentieren! :thumbup:

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    danke für die emunternden Worte!

    Ja das mit dem kippenden Polarisator kam mir in den Sinn als ich die Großfeldlinse leicht angeschrägt hatte. Wenn das eine schon was gebracht hatte, dann kann man es ja mit anderen Bauteile auch probieren.

    Das Auslöschungskreuz im Phasenrohr ist mir auch aufgefallen, ich hatte sogar die Streben der COL-Blende immer so positoniert, dass die mit dem Auslöschungskreuz übereinander liegen. Somit verliert man zumindest nicht zusätzlich noch an Apertur. Es war eigentlich immer ein Hin und her zwischen Objekt- und Phasenrohrbild. Der Optovar macht es ja zum Glück leicht.

    Danke auch für die Buchempfehlung, das werde ich mir mal genauer ansehen.

    Mit welchen Aufbau es 1981 bereits geschafft wurde, die Auflösung zu erzielen, wäre mal ganz interessant zu erfahren.

    Ich habe noch ein wenig recherchiert, hier ist ein Bild der Tafel aus dem oben genanten Buch aus dem das Bild stammt. In der Fußzeile steht, dass es mit einem Zeiss N.A. 1,6 Objektiv und 12x Okular aufgenommen wurde bei Sonnenlicht (monochromatisch, also ich schätze mal mit einem Filter). Gibt es heutzutage eigentlich 1,6er Objektive in der Mikroskopie? Das ist ja eine Wahnisnnsapertur. Hinzu kommt ein Einbettungsmedium mit einem Brechungsindex von 2,4 welches auf Arsen basieren soll.
    (Es war übrigens 1891 nicht 1981, nicht, dass es zu Verwechslung kommt. Sind ja immerhin 100 Jahre Differenz :) )


    Viele Grüße,

    Marcel

    Einmal editiert, zuletzt von cesarius (24. Mai 2021 um 17:15)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Marcel,

    (Es war übrigens 1891 nicht 1981, nicht, dass es zu Verwechslung kommt. Sind ja immerhin 100 Jahre Differenz :) )

    ich wollte nur mal testen, ob du auch aufmerksam mitliest. Aber scheinbar ist dem so. :99:

    Höhere Aperturen als 1,4 dürften wohl nur mit speziellen Immersionsmedien möglich sein. Von solchen Objektiven habe ich auch schon gehört, sie scheinen sich dann aber wohl doch nicht durchgesetzt zu haben.

    Das Buch kann ich nur wärmstens empfehlen. auch wenn es wohl nur schwer erhältlich ist wie der Michel. Aber ich könnte sogar ein PDF davon haben. ;)

    Beste Grüße

    Bernd

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