Adaption eines Leitz Trockendunkelfeldkondensors an einem Zeiss W-Stativ

  • Hallo zusammen,

    mich hat es immer ein wenig gewurmt, dass ich meinen Leitz Trockendunkelfeldkondensor den ich mit meinem W-Stativ als Beigabe dazu bekommen hatte nicht nutzen konnte. Besonders bei den vielen transparenten und kontrastarmen Objekten die man im Tümpel ausfindig machen kann, finde ich die Ergebnisse der Dunkelfeldbeleuchtung an manchen Tierchen atemberaubend.

    Bisher konnte ich am W-Stativ ein Dunkelfeld nur mittels der 100er Blende meines Phasenkontrast-Kondensors erzeugen und dies nur für geringe Vergrößerungen nutzen.

    Für das W-Stativ gibt es zwar, neben einem Dunkelfeld-Immersionskondensor, auch einen nicht oder kaum dokumentierten trocken Dunkelfeldkondensor. Dieser ist jedoch so rar wie Trüffeln auf der Wiese. Abgesehen davon, war es mir zu schade den praktischen Leitz Kardioid-Trockendunkelfeldkondensor in der Schublade vergammeln zu lassen. Aus diesem Grund habe ich mich mal an eine „bescheidene Adaption“ herangewagt die ich hier gerne vorstellen möchte.

    Bei dem Leitz-Kondensor der mir zur Verfügung stand, fehlte die passende Blende für Objektive mit höheren Aperturen. Dass diese Blende fehlt, ist übrigens gar nicht mal so selten wie ich herausgefunden hatte. Dies hatte Leitz sogar dazu veranlasst in späteren Ausführungen die Blende fest mit dem Kondensor zu verknüpfen. Dank des netten Leica-Kundensupports, konnte ich die Blende jedoch nachmodellieren und mit einem 3D-Drucker nachbauen, so, dass der Kondensor nun komplett ist:

    Leitz Kondensor mit nachgebauter Blende

    Die Optik kann vollkommen vom Leitz-Schiebeadapter getrennt werden. Das macht eine Adaption fürs W-Stativ überhaupt erst möglich, da die Optik inkl. Fassung zusammen zu breit sind um in die Bajonettaussparung am W-Stativ hinein zu passen:

    Leitz Kondensor zerlegt. Unten links die nachbebaute Blende.

    Beim W-Stativ sind alle verfügbaren Kondensoren ab Werk vorzentriert, dies hat den Vorteil, dass man die Kondensoren schnell austauschen kann und neben der Ausrichtung der Leuchte nur eine minimale Höheneinstellung (1 bis 3mm) des Kondensors vornehmen muss um das Mikroskop zu köhlern bzw. um die Aperturblende scharf zu stellen. Diese vorjustierte Zentrierung wird durch eine Bajonett-Verschraubung erzielt welches die Adaption von anderen Kondensoren leider etwas erschwert:


    Bajonettanschluss für Wechselkondensoren am W-Stativ

    Nach Ausmessen des Kondensor-Bajonetts, habe ich mir einen vorläufigen passenden Gewindeadapter gedruckt um abzuschätzen bei welchem Abstand die Optik des Leitz-Kondensors zum Objektträger liegen muss. Das Gewinde des vorläufigen Adapters hatte ich bewusst mit etwas Spiel gedruckt, damit man den Kondensor geringfügig in X und Y-Richtung zentrieren kann.

    Vorläufiger Adapter mit einfachem Gewinde

    Trotz der Tatsache, dass ich mit dem vorläufigen Adapter die Orthogonalität zwischen Kondensor und der optischen Achse nicht garantieren konnte, waren die ersten Ergebnisse des erzeugten Dunkelfeldes sehr vielversprechend. Mit anderen Worten: ich konnte stets ein tief schwarzes Dunkelfeld mit sehr gut und homogen beleuchteten Objekten erzeugen mit allen trocken Objektive die mir zu Verfügung standen. Das stärkste trocken Objektiv war ein Zeiss Plan 40/0,65.

    Nun ging es an die Erstellung des endgültigen Adapters. Mir war von vorne rein klar, dass ich die Zeiss-Präzision des Kondensor-Bajonetts mit einem 3D-Drucker nicht wirklich erreichen konnte, schon gar nicht ohne jegliche Baupläne. Auch das Ausmessen mittels Schieb- oder Winkellehre war für mich nicht gerade so leicht. Aus diesem Grund, habe ich die zum Objekttisch planparallele Kreisfläche, die sich über dem Bajonett befindet, genutzt um diese als Referenzfläche für den Adapter zu nutzen. Der Adapter wird praktisch an dieser Fläche aufgehangen und beinhaltet die kardioide Optik des Leitz-Kondensors. Von unten liegt die Optik auf einer breiten Hohlschraube mit Feingewinde mit der man die Kondensorhöhe verstellen kann. Durch diese Hohlschraube tritt im Übrigen auch das Licht der Lampe ein um auf den sphärischen Spiegel des Kondensors zu treffen. Die Lampe wird vorm Einsetzen des DF-Kondensors mittels einem HF-Kondensors zentriert.

    Durch das Drehen der Holschraube wird peu à peu das Dunkelfeld eingestellt bis die optimale Balance zwischen schwarzen Hintergrund und ausgeleuchteten Objekten erreicht wird. Bei kleinen Vergrößerungen sieht man sehr schön wie der erzeugte Lichtkegel des Kondensors in der optischen Achse wandert bis die optimale Höhe bzw. Einstellung erreicht wird:

    Endgültiger Adapter inkl. Leitz Optik und Blende

    Endgültiger Adapter in Position ohne Objekttisch

    Ich möchte an dieser Stelle auch noch erwähnen, dass der Durchmesser der Optik des Dunkelfeldkondensors und das Loch des Kondensor Bajonetts sehr nah beieinander liegen. Ich hatte für das ganze Vorhaben eh nur sehr wenig Platz zu Verfügung. Beispielsweise ist die Wand des Adapters an mehreren Stellen nur einen halben mm dick. Die Auflagefläche des Adapters ist nur 0,4mm dick, bei 0,5mm fängt der X-Y-Tisch an auf der oberen Seite des Adapters zu kratzen! Der eingeengte Bereich war für die Zentrierung des Kondensors eigentlich recht dienlich. Nach dem Motto: Wo nicht viel Platz für Fehler ist, können auch keine groben Fehler auftreten. :99:


    Endgültiger Adapter in Position ohne Objekttisch

    Anders als bei den originalen W-Stativ-Kondensoren die von unten ins Bajonett verschraubt werden, wird dieser Adapter von oben in die Aussparung eingelassen. Dazu muss der Kreuztisch kurz gelöst werden, was beim W-Stativ sehr einfach und schnell von statten geht.

    Vermutlich würden sich die Zeissianer der 50er Jahre an den Kopf fassen wenn Sie meine 3D-Plastikadaption eines Leitz-Kondensors an Ihrem mechanisch perfektioniertem W-Stativ sehen würden, aber wahrscheinlich hätte auch keiner von Ihnen geahnt, dass das schöne Gerät noch aktiv im Jahre 2021 genutzt wird.

    Einige Bilder die ich mit Hilfe des Kondensors aufgenommen hatte:

    Diatomee 1 Zeiss Opton 40 PL 0,65 10x S-KPL (Einzelbild)

    Diatomee 2 Zeiss Opton 40 PL 0,65 10x S-KPL (Stack aus 3 Bilder)


    Moostierchen mittels Zeiss Opton 6,3 Objektiv und 10x S-KPL

    Noch ein kleines Video:

    Externer Inhalt vimeo.com
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    Für mich als Anfänger in der Mikroskopie der die Faszination des Tümpels gerade für sich entdeckt, ist die Adaption des Leitz-Kondensors eine sehr schöne und willkommene Bereicherung.

    Vielleicht hilft dieser Beitrag hier den Einen oder Anderen den Leitz-Kondensor an seinem eigenen Stativ zu adaptieren.

    Freundliche Grüße,

    Marcel

    Einmal editiert, zuletzt von cesarius (5. April 2021 um 18:54)

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