Holzbestimmung mit dem Mikroskop: Weißdorn

  • Hallo allerseits,

    auf meinem Weg zum Erlernen der mikroskopischen Holzbestimmung zeige ich hier Schnitte vom Holz des Weißdorns (Crataegus). Ob es sich hierbei um den eingriffeligen oder zweigriffeligen Weißdorn handelt, kann ich im Augenblick nicht sagen. Blüten stehen erst nächstes Jahr wieder zur Verfügung. Höchstwahrscheinlich handelt es sich generell um irgendeine Zuchtform.

    Ein Weißdornbaum (Höhe ca. 350 cm, Brusthöhendurchmesser (BHD): 11 cm) steht vor unserem Haus an der Straße.

    Im Grunde ein schönes Gewächs, würde er nicht im Herbst hunderte von Beeren auf den Gehweg neben unserem Eingang fallenlassen. Um diese Beerenflut zu reduzieren habe ich die Krone bereits mehrere Male beschnitten, jedoch mit zweifelhaftem Erfolg.

    An den Ästen des Weißdornes sitzen ca. 2,5 cm lange Dornen, welche mit Leichtigkeit Arbeitshandschuhe durchdringen können.

    Ansonsten ist der Weißdorn eine interessante Pflanze, z.B. werden Bestandteile in der Pflanzenheilkunde verwendet und die Früchte können in der Küche verarbeitet werden, wobei ich dieses lieber nicht mache, da mir nicht klar ist, ob diese bei allen Unterarten bzw. Kreuzungen genießbar sind.

    Auch sollen durch Weißdorne Hexen und böse Geister abgewehrt werden, was bei uns bis jetzt allerdings sehr gut geklappt hat. :28:

    Weitere Infos hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fdorne

    Für meine Untersuchung habe ich ein ca. 6 cm dickes Stück aus der Krone des Baumes verwendet. Schon beim Sägen des Stückes fiel mir die Güte des Holzes positiv auf. Die Schnittstelle war sehr glatt. Das Holz ist fest und hart und ließ sich jedoch mit der Klinge nach dem Einweichen in Wasser sehr gut schneiden. Das Holz hat einen hohen Zusammenhalt und faserte nicht aus.

    Gefärbt wie immer mit Etzold blau und eingedeckt mit Euparal.


    Querschnitt

    Wie zu sehen ist, ist das Holz zerstreutporig, mit hauptsächlich einzeln angeordneten, eher ovalen, bis zu 40 x 60 µm großen Gefäßen, selten zu zweit oder mit mehreren im Verbund. Deutlich ist die Jahresringgrenze (JG) zu erkennen.

    Die Wuchsrichtung ist von unten über die Spätholzgefäße (SG) nach oben zu den Frühholzgefäßen (FG).

    In der nächsten Aufnahme ist neben dem Holzstrahlenparenchym (HS) das Längs- oder Axialparenchym (PA) zu sehen. Dieses steht zum großen Teil nicht mit den Gefäßen in Kontakt, also ist es apotracheal, diffus-gehäuft (in schrägen Reihen) und diffus (einzeln).


    Im polarisierten Licht zeigen sind viele Kristalle (Kr).

    Im Grundgewebe sind zwischen den Zellen Hoftüpfel (HTü) sichtbar, somit handelt es sich bei dem Gewebe um Fasertracheiden. Im Radialschnitt R4 wird dieses bestätigt.

    Jetzt noch mal zum Parenchym: In Q5 liegt Längsparenchym in direktem Kontakt zu einem Gefäß (G). Zwischen diesen Zellen sind Tüpfel vorhanden. Danach müsste es sich um spärliches paratracheales Parenchym handeln.

    Da stellt sich bei mir nun die Frage: Wie verhält es sich generell mit dem paratrachealen Parenchym? Wenn PA neben einem Gefäß liegt, ist es im Querschnitt doch bestimmt nur ein Zufall, wenn Verbindungstüpfel zwischen diesen genau in der Schnittfläche liegen. Und wenn diese Tüpfel zur Bestimmung der Art des Parenchym wichtig sind, kann man hier manchmal wohl keine Aussage machen, oder?

    Allerdings gibt es meiner meiner Meinung nach noch einen Hinweis im Bild T4 auf die Art des Parenchyms.

    Das Querparenchym (der Holzstrahl) steht deutlich mit den Gefäßen in Verbindung.

  • Radialschnitt

    Die Übersicht zeigt einen Holzstrahl (HS), welcher 28 Zellen hoch ist (gezählt habe ich maximal 36 Zellen in der Höhe) und Gefäße mit einfachen Durchbrechungen (EDB). Der Holzstrahl besteht aus länglichen und kurzen Zellen. Die Höhe der Zellen variiert etwas, deshalb kann dieser wohl zu den heterogenen Strahlen gezählt werden. Im T-Schnitt sieht man gut einen kleinen Unterschied in der Höhe der Zellen.

    Reicht auch ein Unterschied in der Länge der Zellen im HS, um diesen als heterogen zu bezeichnen?

    R2 ist eine Aufnahme im polarisierten Licht. Da im Querschnitt Kristalle sichtbar waren, mussten solche auch im Radialschnitt auffindbar sein. In der Mitte des Bildes ist eine Kette aus ca. 9 Kristallen sichtbar.

    In der Kontaktfläche zwischen Gefäßen und Holsztrahlen liegen die Kreuzungsfelder (KF). Die darin enthaltenen ovalen Kreuzfeldtüpfel sind klein und haben eine Größe von ca. 2 x 4 µm. Ich habe bis ca. 20 Tüpfel in einem Kreuzungsfeld gefunden.

    R4 zeigt eine Menge Tüpfel: Im Gefäß liegen die Intervaskularen Tüpfel (IvTü), angeordnet als … eher wabenförmig, ist aber nicht klar, daher enthalte ich mich bei dieser Aussage.

    Im Holzgewebe sind deutlich Hoftüpfel zu sehen, es handelt ich somit um Fasertracheiden.

    Tangentialschnitt

    Erst einmal den Schnitt in der Übersicht: Das Holzstrahlenparenchym zeichnet sich sehr schön blau von den Gefäßen und dem Grundgewebe ab.

    Die tangentiale Holzstrahlendichte liegt bei 15 – 18 Strahlen/mm, die Breite beträgt 1 – 3 Zellen, wobei eine Breite von 2 Zellen deutlich überwiegt.

    Die Gefäße verlaufen in leicht geschwungenen Bahnen.

    Hier das Holzstrahlenparenchym in etwas höherer Auflösung. Die Holzstrahlen haben ab und zu oben und unten längliche Kantenzellen (KZe). Dieses ist jedoch nicht bei allen Holzstrahlen vorhanden. Somit liegen homogene und heterogene HS vor.

    Im Tangentialschnitt sind ebenfalls Hoftüpfel im Grundgewebe erkennbar.

    Benachbarte Parenchymzellen, egal ob es sich um Längs- oder Querparenchym handelt, stehen durch einfache Tüpfel (ETü) miteinander in Verbindung.

    In der Bildmitte liegt das Längsparenchym über einem Gefäß. Im Parenchym lassen sich viele Tüpfel erkennen. Diese müssen ja mit dem Gefäß in Verbindung stehen. Somit komme ich zu der Annahme, dass es sich bei dem PA um paratracheales Parenchym handelt. Stimmt meine Beobachtung?

    Viele Grüße

    Detlef

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Detlef

    Ich hoffe ich kann bald mal wieder nach Vietnam um dort mal Proben zu besorgen.

    Sonst kann ich nur sagen Danke, fürs zeigen udn die Beschreibung.

    lg

    Franz

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    Die Welt wäre so schön wenn Frauen so einfach gestrickt wie die Maxwellschen Gleichungen wären --
    Mann könnte dann Störfelder berechnen und Wellen, Phasen und Ströme ....
    und die Harmonischen ganz leicht checken..

    http://interphako.at

  • Hallo Bozidar, hallo Franz,

    es freut mich das euch mein Beitrag gefällt.

    Noch bin ich bei meiner Beschreibung nicht in allen Punkten 100%ig sicher, aber ich arbeite daran.

    Wenn es zu viele "Holz-Beiträge" werden, dann lasst mich das wissen, ich muss ja auch nicht alles veröffentlichen.

    Ich habe noch eine Menge aufzuarbeiten...;)

    In Vietnam gibt's bestimmt einige interessante Arten.8)

    Gruß Detlef

  • Hallo Detlef,

    Glückwunsch, geradezu lehrbuchmäßig!

    Mein Kommentar:

    Generell:

    a) Das Holz von Apfel, Birne, Felsenbirne, Quitte, Weißdorn, Mispel und den Sorbusarten ist mikroanatomisch nicht unterscheidbar.

    b) Du solltest unbedingt untersuchen, ob sich im Radial- oder im Tangentialschnit feine Schraubenverdickungen an den Gefäßwänden finden lassen. Am Mikroskop dabei mit der Aperturblende "spielen" oder auch mal Schiefe Beleuchtung versuchen. Bei Wildapfel habe ich ganz zarte Spiralen gefunden. Sie sind bestimmungsrelevant!

    Zu deinen Fragen:

    Q2: Die Anordnung des Parenchyms würde ich gemäß Wagenführ: Anatomie des Holzes als "im Wesentlichen gebändert, ohne oder mit den Gefäßen in Verbindung stehend" bezeichnen. Das trifft es eigentlich auf den Punkt.

    R1: Die Holzstrahlen würde ich als "noch homogen" oder als "homogen bis schwach heterogen" bezeichnen, denn im Radialschnitt sehen wir nur liegende Rechtecke und im Tangentialschnitt nur ab und zu hochstehende Kantenzellen.

    T1: Hier sollte man sagen: "Tangentiale Holzstrahlendichte...", damit klar wird, was gemeint ist.

    T4: Diese beiden Parenchymstränge, die sich vor dem Gefäß befinden, gehören möglicherweise zu einem Parenchymband (siehe oben meine Bemerkung zu Q2). Deine Beobachtung stimmt natürlich, und man kann die beiden Parenchymstränge aus T4-Sicht als "paratracheal" bezeichnen.

    Mach' unbedingt weiter mit deiner phantastischen "Holzreihe".:78:

    Bernd

    Wenn du in Schwung bist, gelingt dir alles!

    2 Mal editiert, zuletzt von Bernd Miggel (8. Oktober 2020 um 11:01)

  • Hallo Bernd,

    Danke für deine nette und ausführliche Antwort! :28:

    Ja, es gibt zwischen meinen Schnitten vom Ontario und Weißdorn eine Menge Ähnlichkeiten. Schon erstaunlich!

    Obwohl es bei der Bearbeitung etwas anders wirkte. Weißdorn scheint mir sehr hochwertig zu sein, das Holz kann bestimmt gut zum Drechseln verwendet werden.

    Ich hatte in den Gefäßen beim Durchfokussieren schwache schräge Schatten(?) gesehen, war aber der Meinung, dass diese von den Tüpfeln gekommen sind. Das schaue ich mir noch mal an.

    Deine Erklärungen zum Parenchym und den Holzstrahlen sind gut und deckeln meine Beobachtungen. Ich bin damit zufrieden.

    Die Bezeichnung ... "tangentiale Holzstrahlendichte" ... habe ich eingefügt, ich merke mir das hoffentlich.;)

    Gruß Detlef

  • Guten Abend,

    hier jetzt ein kleiner Nachschlag:

    Ich habe im Radialschnitt nach den Schraubenverdickungen gesucht.

    Fast alle Gefäße sehen so aus wie in diesem Stack:

    Nach längerer Suche habe ich dann aber eine Stelle gefunden, bei der das Gefäß anders aussieht:

    Es sind leicht schräge Linien bzw. eine Struktur sichbar. Nicht sehr deutlich und unter der Oberfläche liegend, auf der die Tüpfel liegen.

    Nebenbei habe ich noch eine Ansicht entdeckt, in der in einem Gefäß ein unregelmäßig ausgebildeter Durchgang (?) zu sehen ist. Dieses ist wieder ein mir Picolay erstellter Stack.

    Die 3 Bilder sind mit einem 40er Planobjektiv und einer Zentralblende aufgenommen worden. Dadurch haben die Bilder ein leicht plastisches Aussehen bekommen.

    Viele Grüße

    Detlef

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