Herzlich willkommen zum dritten Teil der neuen Serie "Mikroskopische Holzbestimmung"!
Hier geht es zur Übersicht über alle Teile dieser Aufsatzreihe.
Abkürzungen siehe ganz unten im Text!
Allgemeiner Teil
A) Mikrotomschnitt des Holzkörpers
- Bei nicht zu weichem Holz sägt man einen Klotz zurecht, wobei eine der Flächen die zu schneidende Hauptschnittebene (Q, R oder T) sein sollte.
- Anschließend wird die zu schneidende Hauptschnittebene als kleiner, flacher Pyramidenstumpf herausgearbeitet und das Ganze im Mikrotom eingespannt, wie im Bild zu sehen ist.
- Bei weichem Holz kann es erforderlich sein, dass man den kleinen Pyramidenstumpf abschneidet und mit Hilfe von Sekundenkleber auf einen Hartholzklotz aufklebt. Die beiden zu verklebenden Flächen sollten vor dem Kleben leicht angefeuchtet werden.
- Der Pyramidenstumpf sollte möglichst flach sein, damit er beim Schneiden nicht nachgibt. Der im Bild ist er eigentlich schon zu hoch!
- Die Schnittfläche des Quaders darf nur wenige Quadratmillimater betragen.
- Wichtig ist, dass der Schnitt einen kompletten Jahresring beinhaltet oder zumindest die Umgebung um eine Jahresringgrenze.
- Möglichst schräg ziehend schneiden, Ethylalkohol 70 % als Gleitmittel verwenden.
- Schnitte mit feinem Aquarellpinsel abnehmen und in eine mit Wasser gefüllte Petrischale überführen.
- Schnittdicke: Q 30-40 µm, R 30 µm, T 30 µm.
B) Handschnitt mit Schraubstock
- Hier dient ein kleiner, verstellbarer Tischschraubstock zum Einspannen des Klötzchens, um beim Schneiden beide Hände frei zu haben.
- Die Gefahr, sich zu verletzen, wird minimiert, und man kann einen relativ gleichmäßigen Schnitt ausführen.
- Man setzt flach und fast parallel auf der Holzfläche auf und führt einen ganz flachen, ziehenden Schnitt aus.
- Zusätzlich kann man die Klinge beim Schneiden leicht biegen, um dünne seitliche Randzonen zu erhalten.
- Der Schnitt selber wird schräg ziehend ausgeführt, um keine Zellen zu quetschen..
- Vor jedem Schnitt die Holzoberfläche mit Ethylalkohol 70 % benetzen.
- Für jeden einzelnen Schnitt einen unbenutzten Klingenbereich verwenden.
- Wenn man es richtig macht, sind die vier Randzonen äußerst dünn und zeigen später unter dem Mikroskop feinste Details.
- Ein guter Handschnitt taugt mehr als ein mittelmäßiger Mikrotomschnitt.
Spezieller Teil - Die Leyland-Zypresse - Cupressus x leylandii
Zur mikroskopischen Holzanatomie dieser Baumart wird man in der Literatur relativ wenig finden.
Besonderheiten
- Die Äste fühlen sich harzig an, jedoch sind keine Harzkanäle im Holzkörper vorhanden.
- Das Holz ist sehr hart und vor allem sehr zäh, der Querschnitt gelingt daher nur mit Mühe.
Herkunft der Holzprobe
- Ein 6 cm dickes Aststück von Dr. Klaus Herrmann.
Kurzbeschreibung
- Ein Nadelholz mit undeutlichen Jahresringgrenzen.
- Im Holzkörper (Xylem) sind keine Harzkanäle vorhanden.
- Tracheiden ohne Schraubenverdickungen.
- Holzzstrahlen homozellular, d.h. nur aus parenchymatischen Zellen bestehend, 1-reihig, bis 13 Zellen hoch.
- Reichlich axiales Parenchym.
Material und Methoden
- Holzklötzchen vor dem Schneiden 4 h lang in Wasser gekocht.
- Schnittdicken - Q 40 µm, R, T je 30 µm.
- Einfärbung in "Etzold-blau" 1 : 1 mit Wasser - Q 10 min, R 20 min, T 10 min.
- Entwässerung in Isopropylalkohol 100-prozentig in 3 Phasen: 10 sec, 30 sec, 2 min
- Eindeckung in Euparal
- Aushärtung über 24 h im Wärmeofen (Joghurtbereiter), beschwert mit Whiteboard-Magneten
Querschnitt-Übersicht
- Wir sehen eine recht undeutliche Jahresringgrenze JG, unterhalb Spätholztracheiden STr, oberhalb Frühholztracheiden FTr, Wuchsrichtung von unten nach oben.
- Der exakte Punkt der Winterruhe ist nicht genau auszumachen, man erkennt eher ein schmales Spätholzband. Der Spätholzanteil am Jahresring ist gering.
- Die Holzstrahlen HS heben sich deutlich blau vom restlichen Gewebe ab.
- Das Holz besitzt viel axiales Parenchym APa. Es ist quasi als tangentiale Zellreihe ausbildet und befindet sich vornehmlich im Spätholz bzw. im Übergang vom Früh- zum Spätholz.
- Harzkanäle sind keine vorhanden.
Querschnitt-Detail
- Mittig verläuft vertikal ein Holzstrahl HS, er eine Zellreihe breit, wie bei Nadelholz üblich.
- Der untere Bildteil zeigt fast schlitzförmige Spätholztracheiden STr, der obere Bildteil weitlumigere Frühholztracheiden FTr.
- Bei den Frühholztracheiden kann man erkennen, dass ihre Wandungen mehrschichtig sind.
- Im Bild ist auch ein axialer Panenchymstrang APa zu sehen.
- Der Holzstrahl = Querparenchm ist mit angrenzenden Tracheiden durch einseitig behöfte Tüpfel HETü verbunden. Drei dieser Tüpfel sind durch gelbe Kreise hervorgehoben
- Der behöfte Teil des Tüpfels weist in Richtung Tracheide, der unbehöfte in Richtung Holzstrahl.
Radialschnitt-Übersicht
- Vertikal dicht beieinander zwei Jahresringgrenzen JG. Möglicherweise typisch für Zypressenholz?
- Zuwachsrichtung von links nach rechts.
- Deutlich erkennbar die weitlumigen, relativ dünnwandigen Frühholz-Tracheiden FTr und die englumigen, dickwandigen Spätholz-Tracheiden STr.
- Vertikal ein einzelner, blau angefärbter Axialer Parenchymstrang APa.
- Horizontal zwei Holzstrahlen HS. Es ist nur parenchymatisches Gewebe (blau) erkennbar. Mithin liegen homozellulare Holzstrahlen vor.
- Bei homozellularen Holzstrahlen ist der gesamte Holzstrahl im Radialschnitt als Kreuzungsfeld KF definiert, hier eines gelb umrandet.
Radialschnitt-Detail
- Wir befinden uns im Frühholz mit den Hoftüpfeln HTü an den Radialwänden der Frühholz-Tracheiden FTr.
- Im gelb umrandeten Kreuzungsfeld KF sind die Kreuzungsfeldtüpfel KTü zu sehen.
- Es handelt sich gemäß der Literatur um Cupressoide Kreuzungsfeldtüpfel. Die Winkellage der Öffnung ist schräg.
Tangentialschnitt-Übersicht
- Wir befinden uns im Frühholz mit der Frühholz-Tracheiden FTr.
- Die Holzstrahlen HS sind 1-reihig und bis zu 12 Zellen hoch. Sie bestehen ausschließlich aus Parenchymzellen, sind also homozellular.
Tangentialschnitt-Details
- Nur das Innere der Holzstrahl-Parenchymzellen färbt sich blau, die Wandungen dagegen rot.
- Die zwischen den Tracheiden liegenden Hoftüpfel HTü befinden sich an deren Radialwänden, sind also in der Tangentialansicht im Frontalschnitt zu sehen.
- Man beachte den Verschließmechanismus!
Weitere, sehr empfehlenswerte Ausarbeitungen zum Thema Leyland-Zypresse
- Klaus Herrmann: Leyland-Zypresse - Cupressus leylandii Schnitte
- Eckhard Völcker: Zypresse Wackerfärbung
Alles Gute und viel Erfolg mit der Holzmikroskopie!
Bernd
Literatur zur Aufsatzreihe
- Grosser, D. (2007): Die Hölzer Mitteleuropas. Remagen
- Miggel, B. (2017): Holzbestimmung mit dem Mikroskop. IHW-Verlag, Eching
- Schwarze F.W.M.R., Engels J & Mattheck C. (1999): Holzzersetzende Pilze in Bäumen. Strategien der Holzzersetzung. Freiburg i. Br.
- Schweingruber F.H. (1990): Mikroskopische Holzanatomie. Birmensdorf (Schweiz)
- Wagenfürh R. (1999): Anatomie des Holzes. Leinfelden-Echterdingen[/co
Bezugsquelle für Etzold-FCA und Euparal
Fa. MicroLab, Dr. Klaus Herrmann. Eine Liste der verfügbaren Chemikalien kann per E-Mail angefordert werden: herrmannkk@online.de
Meine Ausrüstung
Mikroskop:Olympus BHS mit aufgesetzter DSLR Canon EOS 600D
Objektive: Zeiss Plan 2,5/0,08 - Olympus DPlan 4/0.10 - Leitz Wetzlar NPL Fluotar 10/0.30 - Leitz Wetzlar NPL Fluotar 25/0.55 - Nikon PlanApo 40/1.0 Oil - Zeiss Planapo 100/1.3 Oel
Mikrotom: Reichert-Jung Schlittenmikrotom
Abkürzungen (gelten auch für den Plural)
Q / R / T - Querschnitt / Radialschnitt / Tangentialschnitt
Th - Thylle
PHy - Pilz-Hyphen
Xylem - Holzkörper
EZ - Epithelzelle
GG - Grundgewebe bei Laubholz (Tracheiden und/oder Fasertracheiden und/oder Holzfasern)
HS - Holzstrahl
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HK - Harzkanal
AHK - Axialer Harzkanal
RHK - Radialer Harzkanal
Tr - (Längs-)Tracheide bei Nadelholz bzw. Fasertracheide bei Laubholz
FTr Frühholztracheide
STr Spätholztracheide
QTr - Quertracheide (Holzstrahl-Tracheide)
JG - Jahresringgrenze
APa - Axiales Parenchym (Längsparenchym)
QPa - Querparenchym (Holzstrahl-Parenchyn)
HTü - Hoftüpfel, doppelseitig behöfter Tüpfel
ETü - Einfacher Tüpfel
HETü - Einseitig behöfter Tüpfel
ZwTü - Zwillingstüpfel
FTü - Fenstertüpfel
KTü - Kreuzungsfeld-Tüpfel